Klassik  Sinfonische Musik
Bertrand de Billy & ORF Radio Symphonie Orchester Wien Gustav Mahler: Symphony No. 8 "Symphony of a Thousand" OC 768 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Mittwoch, 17. Dezember 2025 Preis: 12,99 EURO

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FormatAudio CD
BestellnummerOC 768
Barcode4260034867680
LabelOehmsClassics
Erschienen am07.02.2011
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Mahler, Gustav

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Gustav Mahler

      Sinfonie Nr. 8 „Sinfonie der Tausend“
      Ricarda Merbeth. Sopran · Elza van den Heever, Sopran
      Elisabeta Marin, Sopran · Stella Grigorian, Alt
      Jane Henschel, Alt · Johan Botha, Tenor
      Boaz Daniel, Bariton · Kwangchoul Youn, Bass
      Wiener Singakademie · Slowakischer Philharmonischer Chor
      Wiener Sängerknaben · ORF Radio-Symphonieorchester Wien
      Bertrand de Billy, Dirigent


      Es ist das Größte, was ich bis jetzt gemacht“ schrieb Gustav Mahler nach Vollendung seiner achten Sinfonie. Damit war bei Weitem nicht nur der gigantische Apparat an Sängern und Instrumentalisten gemeint, den die Partitur vorschreibt, sondern auch die Idee, die hier zum Klingen gebracht wird. In der Gegenüberstellung des Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“ mit der Schlussszene aus Goethes „Faust II“ wird die enge geistige Verwandtschaft von Kunst und Religion zum Ausdruck gebracht, die Annäherung an die Idee der himmlischen Liebe aus verschiedenen spirituellen Quellen.

      Mit einem Konzertmitschnitt vom 27. März 2010 aus dem Konzerthaus Wien gelang es hier, das Riesenwerk auf Tonträger zu bannen. Besondere Attraktivität gewinnt diese Einspielung durch eine erstklassige Solistenriege mit Künstlern wie Johan Botha, Jane Henschel und Kwangchoul Youn. Bertrand de Billy beweist auch hier seine Fähigkeit, selbst größte Klangkörper zu fein abgestimmtem, flexiblem Musizieren anzuleiten.

      "...der Angelpunkt des ganzen Werks"
      Betrachtungen zur Rezeption von Gustav Mahlers „VIII. Symphonie“


      Nun sind gerade etwas über hundert Jahre seit der Uraufführung von Gustav Mahlers VIII. Symphonie am 12. September 1910 in der damaligen Neuen Musikfesthalle in München unter der Leitung des Komponisten vergangen. Dieser Jahrestag, gepaart mit den zwei Mahler-Erinnerungsjahren zum 150. Geburtstag (7. Juli 1860), gefolgt vom 100. Todestag (18. Mai 1911), sorgen für eine nie dagewesene Schwemme von Aufführungen eines Werkes, das nicht alleine die Logistik jedes noch so großen Konzertveranstalters vor erhebliche Probleme stellt, sondern auch alle Beteiligten an einer solchen Aufführung, der enormen Ansprüche wegen, die Mahler in diesem Werk stellt.

      Es könnte durchaus auch sein Gutes haben, dass die VIII. nunmehr etwas selbstverständlicher den Eingang in den internationalen Konzertbetrieb findet. Der Komponist selbst hielt dieses Werk bis zum Ende seines Lebens für sein bestes und wichtigstes, auch noch zu einem Zeitpunkt, als er bereits an der unvollendet gebliebenen X. Symphonie arbeitete, also nach Vollendung von „Lied von der Erde“ und der IX. Symphonie, die man heute gemeinhin als Höhepunkte in Mahlers Schaffen sieht.

      Wenn man auf die VIII. zu sprechen kommt, trifft man sehr bald und häufig auf Zweifel, Misstrauen und unverhohlene Ablehnung – selbst bei erfahrenen und namhaften Musikern, die sich durchaus seriös mit Mahlers Werk beschäftigen. Versucht man dann in eingehenderen Gesprächen herauszufinden, worin diese Ablehnung begründet liegt, so stößt man meist sehr schnell auf zwei Ursachen: Selbst die Musiker kennen oft die VIII. Symphonie nur oberflächlich. Ja, ja, man hat es in der einen oder anderen Aufführung oder Aufnahme gehört, aber die wenigsten haben es der Mühe wert befunden, sich ernsthaft mit der Partitur auseinanderzusetzten. In diesem Unwillen, sich mit der VIII. Symphonie im gleichen Maße zu beschäftigen wie mit den anderen Werken dieses Komponisten, liegt die zweiten Ursache begründet, nämlich dass kaum ein Werk in der Geschichte der Symphonie so von den Äußerlichkeiten der Uraufführung und der daraus folgenden Rezeptionsgeschichte belastet ist, wie gerade dieses. Schon der unselige Untertitel des Konzertveranstalters Emil Guttmann, der im September 1910 in München die Uraufführung organisierte, hängt dem Werk bis heute an: „Symphonie der Tausend“. Obwohl wahrscheinlich nach der Uraufführung nur ganz selten tatsächlich über tausend Mitwirkende beteiligt waren, hat sich der Nimbus des Kolossalen und Unmäßigen wie ein Bleigewicht an das Werk gehängt. Auf der anderen Seite ist fast jede Aufführung der VIII. (auch wenn nur selten eine wirklich den enormen Ansprüchen adäquate zu erleben ist) stets ein triumphaler Erfolg. Man möchte fast meinen, dass diese Symphonie, mit ihrer Botschaft und dem überwältigenden Enthusiasmus, den Mahler in die Komposition legte, beim Publikum weit früher angekommen ist als bei vielen Interpreten.

      Nun haben in der Vergangenheit selbst so gebildete und grundmusikalische Gelehrte wie Hans Mayer, dessen Äußerungen über Richard Wagner bis heute zum Hellsichtigsten gehören, was in der unübersehbaren Literatur über den Bayreuther Meister erschienen ist, mit den Zweifeln über die scheinbar so disparaten literarischen Vorlagen zu dieser Symphonie kaum weniger hinter dem Berg gehalten als Theodor W. Adorno in seinem bahnbrechenden Mahler-Buch aus dem Jahr 1960. Wenn solche großen Geister nicht nur Zweifel, sondern geradezu eine apodiktische Ablehnung gegenüber einem Werk eines Komponisten zeigen, dessen andere Werke sie sonst hoch schätzten, nimmt es kaum wunder, dass selbst seriöse Musiker oft gar nicht erst den Versuch machen, sich wirklich eingehend mit der Materie zu beschäftigen. Besonders Adornos negativer Einfluss auf die Rezeption der VIII. Symphonie ist bis in unsere Tage nachweislich wirksam. T.W. Adorno wirft in seinem Buch zudem Mahler nicht nur restaurative und ornamentale Tendenzen vor, sondern überzieht mit einer geradezu temperamentvollen Flut von Beschimpfungen gerade dieses Werk: „symbolische Riesenschwarte“, „Vulgarisierung der Hegelschen Inhaltsästhetik … wie sie heute im Ostreich blüht“, „durchweht von den erhebenden Hochgefühlen der Sängerfeste … meistersingerhaft“, „vereinfachte Faktur“, der zweite Satz „wird ins beengende Generalbassschema stilisierend hineingesteckt“, „unglaubhafte Affirmation“ des 1. Teiles; der zweite Teil dann lässt sich laut Adorno vom „Phantasma der Einfachheit“ verführen. Das alles wird übrigens in einer für Adorno seltsam unfundierten und wenig reflexiven Argumentation auf weniger als zwei. Seiten hingeworfen. Seltsam für einen Mann, der gerade mit diesem Buch mehr für eine positive, wegweisende und aufgeschlossene Mahler-Rezeption geleistet hat als jeder vor und nur ganz wenige nach ihm.

      Fast tausend Jahre liegen zwischen der Entstehung der beiden literarischen Vorlagen für die zwei Teile der Symphonie. Zum einen der lateinische Pfingsthymnus „Veni, creator spiritus“ – zwischen 800 und 850 entstanden und dem Kirchenvater Hrabanus Maurus zugeschrieben – und Goethes Abschluss seines „Hauptgeschäfts“, der Schlussszene des Faust, der für viele bis heute als die komplexeste und tiefsinnigste Theaterdichtung in deutscher Sprache gilt. Gerade die angebliche qualitative Divergenz der beiden Dichtungen führte zu Hans Mayers oben erwähnter Attacke auf das Werk. Nun wusste er, der sonst scheinbar immer alles wusste, höchstwahrscheinlich übrigens genauso wenig wie der Komponist selbst, dass der Weimarer Dichterfürst gerade eben jenen Pfingsthymnus nicht nur besonders schätzte, sondern dero höchstselbst eine eigene, nie publizierte Übersetzung angefertigt hatte – und seinen Hauskomponisten Zelter zur Vertonung zu überreden suchte. Man wäre doch neugierig zu erfahren, wenn Mahler dies gewusst hätte, ob er nicht vielleicht an eine Vertonung in deutscher Übersetzung gedacht hätte – und dann natürlich eben jene von Goethe; und dann wäre noch interessant zu wissen, wie Hans Mayer dann die Zusammengehörigkeit und die Qualität der beiden Teile im Zusammenhang beurteilt hätte. Der Vorwurf der Zusammenhanglosigkeit zwischen den beiden Teilen ist übrigens eines der ältesten und hartnäckigsten Vorurteile gegen die VIII. Symphonie. Auch hier muss man vermuten, dass die Kritiker weder die Verwendung, die Mahler von dem Pfingsthymnus vornahm, studiert haben, noch die genaue Übersetzung kennen – und leider in vielen Fällen auch nicht Goethes Faust! Leicht übersehen wird oft, dass Mahler von jeher, ob bei der Verwendung von „Wunderhorn“-Texten, Klopstock- oder Nietzsche-Dichtungen, sich aus der literarischen Vorlage das, was ihn ansprach und inspirierte, herausholte, die Texte umstellte, verkürzte oder mit eigenen Worten erweiterte – also sie einfach aus seinem Verständnis heraus neu interpretierte. In seiner Verwendung des Pfingsthymnus verfährt Mahler nicht weniger radikal als mit Texten davor, trifft sich aber im Grundverständnis durchaus mit Goethes Zugang zu diesem emphatischen Anruf an das schöpferische Genie – der mutmaßliche Schöpfer Hrabanus Maurus wäre möglicherweise ebenso wenig über die Verarbeitung und den Zusammenhang begeistert gewesen, wie ein Klopstock oder Nietzsche über die Art der Verwendung ihrer Texte in der II. und III. Symphonie. Auch wenn Mahler Goethes Übertragung des Hymnus höchstwahrscheinlich nicht kannte, so war er doch ein wirklicher Goethe-Kenner, der wahrscheinlich dessen These aus Maximen und Reflexionen gelesen hatte: „Licht und Geist … sind die höchsten denkbaren unteilbaren Energien“. Und was man noch wissen sollte: Den Plan, die Schlussszene des Faust zu vertonen, trug Mahler schon lange vor dem eigentlichen Entwurf der Symphonie mit sich herum.

      Die Realität des Werkes ist allen Anwürfen fast diametral entgegengesetzt. Der inhaltliche Bezug zwischen dem „Veni, creator“ und der Emphase in der Schlussszene im Faust lassen sich eigentlich sehr leicht aufzeigen. Ebenso die zahlreichen musikalischen Brücken, die Mahler gleichsam wie Hinweispfeile zwischen den Sinnbezügen der beiden Dichtungen gespannt hat. Die VIII. ist nicht mehr ein rein polyphones Meisterstück, wie wir es in der V. und besonders noch in der VII. Symphonie so trefflich studieren können, denn Mahler bedient sich der Vorlagen gemäß auch einer viel eklektischeren Struktur. Gerade in diesem Werk zeigt sich der Komponist Mahler wie nie zuvor als souveräner Beherrscher aller musikalischen Formen, sei es Sonatensatz (1. Teil), Variation, Hymnus oder Fuge, Liedgestaltung oder Choral. Mahler steht an diesem Punkt seines Lebens einfach das gesamte Repertorium der Komponierkunst zu Gebote, und er nutzt diese technische Meisterschaft souverän – und mit Lust! Meist völlig in den Hintergrund gedrängt wird auch die eminente Bedeutung der Tonartendramaturgie. Es-Dur, E-Dur und es- Moll prägen den Sinngehalt dieser Symphonie in ganz entscheidendem Maße, und auch hier, in der Verwendung der Tonarten, zeigt sich Mahler am Gipfelpunkt seines Könnens.

      Allein sein Festhalten an der Form der Symphonie, eben einer „von Anfang bis Ende durchgesungenen“, reizte schon die Zeitgenossen zu Kritik, aber Mahler war der Idee, mit jeder Symphonie einen Teil einer Welt und einen eigenen philosophischen Kosmos zu schaffen, unbeirrbar verfallen, und nur einem Meister aller musikalischen Formen konnte dieses Meisterstück in einer so unglaublich kurzen Zeit gelingen. Das Particell entstand in nicht mehr als sage und schreibe drei Monaten! Mahler schöpfte also nicht nur handwerklich, sondern auch gedanklich-musikalisch aus dem Vollen. Dass trotz des Festhaltens an der symphonischen Form Mahler Kantate, Oratorium und Oper ebenso zu Gebote standen wie jede Möglichkeit innerhalb der Struktur einer Symphonie, ist evident. Die Verwendung der menschlichen Stimme in Mahlers Symphonien war in seinem Werk an sich seit der II. keine Überraschung mehr. Die VIII. unterscheidet sich allerdings wesentlich dadurch, dass die menschliche Stimme als gleichwertiges Instrument neben den Instrumentalstimmen des Orchesters eingesetzt wird. Das macht auch die Ausführung der Gesangspartien so außergewöhnlich schwierig und unterscheidet sie deutlich von denen anderer Symphonien, in denen einzelne Sänger zeitweise solistisch hervortreten.

      Auf eine eingehende Analyse der Symphonie muss an dieser Stelle aus naheliegenden Gründen verzichtet werden und an die unten genannte Literatur, in besondere auf die neueren Analysen von Chr. Wildhagen und P. Revers verwiesen werden.

      Aber nur einige Anmerkungen sollen das eingangs Gesagte noch erläutern: Selbst in der endgültigen Form lässt sich das ursprüngliche Konzept einer viersätzigen Symphonie in rudimentären Elementen noch nachvollziehen, wobei der langen, rein orchestralen Einleitung zum zweiten Teil in der Analyse der Struktur eine Schlüsselstellung zukommt. Ursprünglich sollte nämlich auf den Hymnus des ersten Satzes ein Adagio mit dem Arbeitstitel „Caritas“ folgen, das sich durchaus im Charakter dieser Einleitung (und des daran anschließenden Chores) wiederfindet, die ja den einzigen rein orchestralen Teil des gesamten Werks bildet. Die Reste der Urkonzeption eines Scherzos mit Wunderhornliedern unter dem Titel „Weihnachtsspiele mit dem Kindlein“ und einer abschließenden Hymne auf die Macht des Eros lassen sich schwieriger (im Falle des Scherzos) oder leichter (im Finale) im inhaltlichen Zusammenhang zu Goethes Dichtung und der endgültigen Kompositionsstruktur wiederfinden. Ein übertriebenes Gewicht sollte man dieser ursprünglichen Idee für das Verständnis des Ergebnisses nicht zumuten, aber offensichtlich ist, worauf der rasante Entstehungsprozess hindeutet, dass der Übergang von Urkonzeption zur endgültigen Werkgestalt für den Komponisten nicht ein so großer Weg war, wie es vielleicht zu vermuten wäre. Es ist aber auch einer von vielen Hinweisen, dass die VIII. nicht, wie gerne behauptet, aus dem Kanon der anderen Mahler-Symphonien herausfällt, sondern sich – ganz im Gegenteil – sehr gut einfügt, wenn man bereit ist, die äußeren Umstände der Uraufführung und ihrer Folgen einmal beiseite zu lassen und sich auf die Analyse des Vorliegenden konzentriert.

      Christian Wildhagen hat in seiner Deutung insbesondere die engen inhaltlichen Querbezüge durch genaue Textanalyse einerseits und die parallelen musikalischen Entsprechungen andererseits eindrucksvoll herausgearbeitet. Es nimmt eigentlich wunder, warum erst so spät wirklich fundierte und logisch begründete Studien zu dieser Symphonie erschienen. Die erwähnte Arbeit entstand z.B. erst 90 (!) Jahre nach der Uraufführung. Dabei sind Mahlers Anweisungen in der Partitur klar, die Querbezüge musikalischer Art gar nicht verborgen oder schwer deutbar. Und Mahlers Ausspruch von den Uraufführungsproben war von jeher hinlänglich bekannt: „Da geht die Brücke hinüber zum Schluss des ‚Faust‘. Diese Stelle ist der Angelpunkt des ganzen Werkes“. Gemeint ist der Einsatz des „Accende lumen sensibus“ im ersten Teil und sein Bezug auf sein Wiedererscheinen bei den Worten des zweiten Teils im Chor der Engel: „… wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“.

      Allein in diesem überlieferten Ausspruch wäre doch bereits ein wesentlicher Schlüssel zum Werkverständnis zu sehen. Der eigentliche Sinnzusammenhang der beiden Teile in Mahlers VIII. ist im Grunde bereits das Thema der früheren Symphonien. Insbesondere der Schlusssatz der III. Symphonie ließe sich unschwer als Orchesterskizze des Gedankenguts für dieses Werk deuten: Mahlers Lebensthema der Vision einer umfassenden, erlösenden und schöpferischen Liebe. Christian Wildhagens Analyse führt richtigerweise aus, dass sich das „Accende“-Thema im zweiten Teil „zum Leitthema der erlösenden Liebe“ entwickelt und weite Teile in „geradezu monothematischer Tendenz“ beherrscht. Die Uridee der Caritas aus den ersten Entwürfen zu diesem Werk findet sich natürlich ebenso wieder wie die des Eros im Finale der Symphonie – verstanden natürlich im übergeordneten, über das rein Menschliche hinausgehenden, allumfassenden Begriff.

      Der Vorwurf, im zweiten Teil würde der Auftritt der Anachoreten (die wohl die Stellung des ehemaligen Scherzos der viersätzigen Konzeption einnehmen) wie eine Aneinanderreihung von Arien, ja wie eine Liedertafel wirken, verkennt, dass zum einen Goethes Vorlage dies bereits rein dramaturgisch impliziert: Auf die Anachoreten folgen die Engel und auf diese die Frauen – das „ewig Weibliche“: der Aufstieg zum höchsten Wesen der Liebe (wieder wäre der Vergleich zur III. Symphonie sinnfällig!), der geradezu kongenial auch im musikalischen Aufbau dargestellt wird. Zudem wird der Charakter der auftretenden Figuren höchst differenziert und eindrücklich gezeichnet und gesteigert.

      Gerade gegen Ende des Werkes wird das Gewebe der musikalischen Querverbindungen immer dichter und zielt in bestechender Konsequenz auf das Finale, den „Chorus mysticus“ hin, der in der formalen Struktur den Platz einer Coda einnimmt. Hier wird man neben der III. Symphonie auch an das Gedankengut der II. erinnert. Heißt es in der „Auferstehungssymphonie“ noch in Mahlers Worten: „Sterben werd ich, um zu leben“, vertont er nun Goethes Worte zur Wandlung von Fausts Seele zu neuer, geläuterter, höherer Existenz: das Ideal der Überwindung des Todes in der über allem stehenden Liebe. Die Symphonie schließt wieder mit dem „Veni, creator“-Thema – dem Ausgangspunkt und der Grundidee dieses wahrhaft komplexen und zutiefst menschlichen Werkes.

      Michael Lewin

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      CD 1
      • Gustav Mahler: Symphony No. 8
        in E-flat Major
        • ERSTER TEIL · FIRST PART
          • 1.„Veni, creator spiritus“01:21
          • 2.„Imple superna gratia“03:29
          • 3.Tempo I. Allegro impetuoso
            „Infirma nostri corporis“
            01:58
          • 4.Tempo I. Allegro, etwas hastig01:15
          • 5.Sehr fließend
            „Infirma nostri corporis“
            02:43
          • 6.Plötzlich sehr breit und leidenschaftlichen Ausdrucks
            „Accende lumen sensibus“
            05:10
          • 7.„Qui Paraclitus diceris“03:05
          • 8.a tempo
            „Gloria sit Patri Domino“
            02:42
        • Gustav Mahler: Symphony No. 8
          in E-flat Major
          • ERSTER TEIL · FIRST PART
            • 1.„Veni, creator spiritus“01:21
            • 2.„Imple superna gratia“03:29
            • 3.Tempo I. Allegro impetuoso
              „Infirma nostri corporis“
              01:58
            • 4.Tempo I. Allegro, etwas hastig01:15
            • 5.Sehr fließend
              „Infirma nostri corporis“
              02:43
            • 6.Plötzlich sehr breit und leidenschaftlichen Ausdrucks
              „Accende lumen sensibus“
              05:10
            • 7.„Qui Paraclitus diceris“03:05
            • 8.a tempo
              „Gloria sit Patri Domino“
              02:42
          • ZWEITER TEIL · SECOND PART
            Schlussszene aus Goethes „Faust II“
            • 9.Poco adagio07:06
            • 10.Più mosso. Allegro moderato03:48
            • 11.Chor und Echo: „Waldung, sie schwankt heran“04:46
            • 12.Pater ecstaticus: „Ewiger Wonnebrand“01:15
            • 13.Pater profundus: „Wie Felsenabgrund mir zu Füßen“04:39
            • 14.Engel: „Gerettet ist das edle Glied“00:57
            • 15.Molto leggiero
              Die jüngeren Engel: „Jene Rosen aus den Händen“
              01:47
            • 16.Die vollendeteren Engel: „Uns bleibt ein Erdenrest“01:53
            • 17.Die jüngeren Engel: „Ich spür soeben nebelnd um Felsenhöh“05:19
            • 18.Äußerst langsam. Adagissimmo
              Chor I/II: „Dir, der Unberührbaren“
              03:02
            • 19.Magna peccatrix: „Bei der Liebe, die den Füßen“05:36
            • 20.Unmerklich frischer werden
              Selige Knaben: „Er überwächst uns schon“
              04:07
            • 21.Doctor Marianus: „Blicket auf zum Retterblick“05:55
            • 22.Chorus mysticus: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“06:18
          • ZWEITER TEIL · SECOND PART
            Schlussszene aus Goethes „Faust II“
            • 9.Poco adagio07:06
            • 10.Più mosso. Allegro moderato03:48
            • 11.Chor und Echo: „Waldung, sie schwankt heran“04:46
            • 12.Pater ecstaticus: „Ewiger Wonnebrand“01:15
            • 13.Pater profundus: „Wie Felsenabgrund mir zu Füßen“04:39
            • 14.Engel: „Gerettet ist das edle Glied“00:57
            • 15.Molto leggiero
              Die jüngeren Engel: „Jene Rosen aus den Händen“
              01:47
            • 16.Die vollendeteren Engel: „Uns bleibt ein Erdenrest“01:53
            • 17.Die jüngeren Engel: „Ich spür soeben nebelnd um Felsenhöh“05:19
            • 18.Äußerst langsam. Adagissimmo
              Chor I/II: „Dir, der Unberührbaren“
              03:02
            • 19.Magna peccatrix: „Bei der Liebe, die den Füßen“05:36
            • 20.Unmerklich frischer werden
              Selige Knaben: „Er überwächst uns schon“
              04:07
            • 21.Doctor Marianus: „Blicket auf zum Retterblick“05:55
            • 22.Chorus mysticus: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“06:18
          • Total:02:36:22