Richard Strauss · Franz Strauss · Franz Lachner · Robert Schumann · Karl Pilss
Louis-Philippe Marsolais, French horn · David Jalbert, piano
Der kanadische Hornist Louis-Philippe Marsolais gewann beim ARD-Musikwettbewerb
2005 den zweiten Preis sowie den erstmalig ausgelobten Oehms-Classics-Sonderpreis, der eine komplette CD-Produktion umfasst. Rechtzeitig zur diesjährigen Ausgabe des ARD-Musikwettbewerbs ist nun die Debüt-CD des jungen Hornisten auf dem Markt. Für sein Porträt-Album wählte Marsolais ein Programm aus Kompositionen für Horn und Klavier der deutschen Romantik.
Louis-Philippe Marsolais
Der junge kanadische Hornist Louis-Philippe Marsolais erhielt beim renommierten ARD-Musikwettbewerb 2005 in München drei Preise und wurde auch bei anderen wichtigen Wettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, beispielsweise in Genf (Schweiz), Rovereto (Italien) und Trévoux (Frankreich).
Nachdem er bei den kanadischen Orchestern Kitchener-Waterloo Symphony und Québec City Symphony wichtige Stellen besetzte, ist Louis-Philippe Marsolais inzwischen ein gefragter Solist und Kammermusiker.
Sein Erfolg im In- und Ausland hat ihn auf Gastspielreisen nach Nordamerika, Europa und Asien geführt.
In den letzten Jahren wurden verschiedene
seiner Konzerte von den Sendern Radio-Canada/Espace Musique, CBC, Radio de la Suisse Romande und Bayerischer Rundfunk ausgestrahlt.
Louis-Philippe Marsolais ist derzeit Mitglied
und künstlerischer Leiter des in Mont-real ansässigen Ensembles Pentaèdre Wind Quintet.
David Jalbert
Der Pianist David Jalbert gehört zu den aufregendsten Talenten der neuen Generation.
Mit seinem persönlichen Stil, seiner unvergleichlichen Bühnenpräsenz und seinem
feinem Ohr hat er in ganz Nordamerika Publikum und Kritiker überzeugt: „ein überaus musikalischer Pianist“ (Cleveland Plain Dealer, USA), „ein wichtiges Talent“ (The Montreal Gazette, Kanada), Jalbert „beeindruckt durch Können, Stil und Geschmack… mit all dem Überschwang und der Finesse, die man sich als Zuhörer wünscht“ (The Toronto Star, Kanada). Seine erste Solo-CD mit Werken von Corigliano und Rzewski wurde 2004 unter großem Beifall
auf Endeavour veröffentlicht, einem neuen Ableger des amerikanischen Labels Allegro. Im Jahr 2002 nahm er außerdem mit seiner langjährigen musikalischen Partnerin Denise Djokic eine CD mit Musik für Cello und Klavier für Sony Classical auf. Mit ihr und dem Geiger Jasper Wood bildet David Jalbert jetzt das Trio Triple Forte, ein dynamisches Trio mit großer Zukunft. Er hat außerdem mit dem Quatuor Alcan sowie den Pianisten Anton Kuerti und Naida Cole zusammengearbeitet.
David Jalbert war Gastsolist bei vielen großen Orchestern, zum Beispiel bei den kanadischen Orchestern Montreal Symphony, Vancouver Symphony, Toronto Symphony und National Arts Centre Orchestra, darüber
hinaus beim irischen National Symphony Orchestra, und er hat mit Dirigenten wie Skitch Henderson, Bramwell Tovey, Yannick Nézet-Séguin, Jacques Lacombe, Marc David, Dmitry Liss und Mario Bernardi zusammengearbeitet.
Er gastierte in Kanada, den USA, Mexiko und Europa; sein Repertoire reicht von den Bach-Konzerten bis zu den Konzerten Martinu°s und von den Sonaten Mozarts bis zu denen von Strawinski und Atheil. David Jalberts
Interesse an Literatur, Kino, Rock’n’Roll und Blues schimmern bei seiner Musikauswahl
in Sendungen durch, die regelmäßig auf CBC Radio und Radio-Canada zu hören sind.
David Jalbert besitzt zwei „Artist Diplomas“
(Künstlerdiplome); eines von der Juilliard
School in New York, das andere von der Glenn Gould Professional School in Toronto. Mit 21 erhielt er seinen Masters Degree von der Université de Montréal und gleichzeitig die Goldmedaille des Generalgouverneurs für die besten Leistungen unter allen Absolventen der Universität. Seine wichtigsten Lehrer
waren Jerome Lowenthal, Marc Durand, André Laplante und Pauline Charron. Er arbeitete außerdem mit Leon Fleisher, John Perry, Claude Frank, Gilbert Kalish und Marylin
Engle.
Eintauchen in
romantische Klangwelten
Es hört sich fast wie eine gut erfundene Anekdote
an, ist aber wahr: Als Hermann Levi im Februar 1883 dem Münchner Hoforchester bei einer Probe den plötzlichen Herztod Richard Wagners bekannt gab, erhoben sich alle Musiker zu ehrendem Gedenken, nur Franz Strauss (1822–1905), der erste Solo-Hornist,
blieb demonstrativ sitzen. Der Musikwelt des Bayreuther Meisters stand der Vater eines
nachmalig weltberühmten Komponisten und bekennenden Wagnerianers sein Leben lang ausgesprochen verständnislos gegenüber.
Nichtsdestoweniger war es für ihn eine Ehrensache, seinen Hornpart immer in vollendeter
Weise zu spielen – wenngleich mit innerem Widerwillen –, was Wagner zu dem legendären Ausspruch hingerissen hat: „Dieser
Strauss ist zwar ein unausstehlicher Kerl, aber wenn er bläst, kann man ihm nicht böse sein.“ Der junge Richard Strauss (1864–1949) muss ganz in der Horn-Klangsphäre des zuhause
fleißig übenden Vaters aufgewachsen sein, wovon später hinreißende Stellen in seinen
Tondichtungen und Opern künden sollten,

aber ebenso einzelne kammermusikalische Werke wie das hier eingespielte Andante für Horn und Klavier.
Viel zu wenig bekannt ist freilich, dass Franz Strauss als musikalischer Leiter des Liebhaber-orchesters „Die wilde Gung’l“ (bei dem Sohn Richard erste Gehversuche als Tonsetzer und Dirigent absolvierte und das übrigens bis heute überlebt hat!) selbst komponierte. Noch heute interessant für Virtuosen sind die Konzertstücke für Horn mit Klavierbegleitung. Das Instrument wird in seiner ganzen Schönheit zum Klingen gebracht – beispielsweise im Nocturno op. 7 in Des-Dur. Generell bevorzugte Franz Strauss „tiefe“ Tonarten, Tonarten also, die seiner Imagination
von sonorem Klang entgegenkamen. Darüber hinaus scheint er an Variationswerken wie in op. 13 Gefallen gefunden zu haben: ebenfalls
eine Gattung, die besonders auf die instrumentalen
Fähigkeiten der Spieler ausgerichtet ist. So stellt Louis-Philippe Marsolais’ Aufnahme
der beiden Horn-Stücke aus der Feder von Franz Strauss nicht zuletzt eine Hommage an einen „Ahnherren“ dar, der als wohlbestallter Professor an der Kgl. Musikschule in München zum Lehrmeister einer ganzen Reihe bekannter Hornisten wurde.
Zum Kreis der dezidierten Wagner-Gegner zählte auch Franz Lachner (1803–1890). Bis zur Ankunft des Dichterkomponisten in der bayerischen
Residenzstadt hatte Lachner einen festen Platz im dortigen Musikleben inne, war Dirigent an der Hofoper, organisierte Musikfestivals,
leitete die Königliche Vokalkapelle und konnte sich ab 1852 mit dem „in Baiern bisher niemals üblich gewesenen Ehrentitel“ – wie es damals hieß – eines Generalmusikdirektors
schmücken. Aufgrund unüberbrückbarer künstlerischer Differenzen mit dem von Ludwig II. nach München berufenen Wagner zog er sich nach 1865 allmählich in den Ruhestand zurück.
Als Komponist berief sich Lachner auf die Vorbilder Beethoven und Schubert (mit letzterem
war er bis zu dessen Tod eng befreundet). Von seinen Werken wurden ungefähr 190 veröffentlicht.
Die Variationen über ein Schweizer Volkslied können als Inbegriff romantischen Denkens und Fühlens eines heute – zu Unrecht – weitgehend vergessenen Musikers gelten.
Romantik pur gleichfalls bei Robert Schumann
(1810–1856): Bloße Abbildung und Programmatik
lehnte der Komponist immer ab, seine Werke geben die zugrundeliegende poetische Idee sinnbildlich wieder. Das op. 70 eröffnet ein ausdrucksvoller Gesang. Zwischen
Horn und Klavier kommt es zu einem innigen Dialog, an dem beide Instrumente völlig gleichberechtigt beteiligt sind. Dies gilt genauso für das in freier Rondoform angelegte,
feurig dahineilende Allegro. Dessen Thema mit seinen Repetitionstönen scheint spezifisch für das Horn erfunden zu sein.
Abschließend gewährt ARD-Preisträger Louis-Philippe Marsolais einen seltenen Einblick
in das kompositorische OEuvre von Karl Pilss (1902–1979). Der Künstler war neben seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Solokorrepetitor
an der Wiener Staatsoper ein gesuchter Liedbegleiter, Cembalist, Chorleiter und Korrepetitor bei mehreren renommierten Chorvereinigungen. Als Studienleiter bei den Salzburger Festspielen betreute er denkwürdige
Produktionen mit großen Dirigenten wie Toscanini, Walter, Knappertsbusch, Furtwängler,
Böhm und Karajan. Von der vorwiegend klassisch-romantischen Musiktradition seiner Heimatstadt Wien geprägt, schuf Pilss zahlreiche
Werke – insbesondere für Blechbläser –, die sich im Stil am 19. Jahrhundert orientieren. Sozusagen ein später Erbe der Romantik.
Richard Eckstein