Sinfonia Concertante KV 297b for oboe, clarinet, horn, bassoon and orchestra
Serenade KV 204 · March KV 215
Mozarteum Orchestra Salzburg · Hubert Soudant, conductor
Mozart aus Salzburg – unter diesem Titel erscheint bei OehmClassics eine Serie mit
Einspielungen des Mozarteum Orchesters Salzburg. Die innere Verbundenheit des
Klangkörpers mit dem berühmtesten Sohn der Stadt Salzburg ist evident: Im Jahre 1841,
zum 50. Todestag Mozarts, wurde das Orchester als „Dommusikverein und Mozarteum“ mit
Hilfe von Mozarts Witwe Constanze von Nissen in Salzburg gegründet. Seit dieser Zeit
bildet Mozarts sinfonisches Werk einen Schwerpunkt im Repertoire des Orchesters.
Von 1994 bis 2004 war Hubert Soudant Chefdirigent des Mozarteum Orchesters.
Nach der Übergabe dieser Position an Ivor Bolton ist er dem Orchester nach wie vor
als Erster Gastdirigent verbunden. In der nun zehnjährigen Zusammenarbeit entwickelte
er einen bei Publikum und Presse außerordentlich erfolgreichen Interpretationsstil der
Werke Mozarts und der Wiener Klassik. Zahlreiche Tourneen in Europa, aber auch in den
USA und nach Japan brachten ihm und dem Orchester wahre Triumphe.
Die feine Kunst der Unterhaltung
Als „Sinfonia concertante“ bezeichnete
man im 18. Jahrhundert Stücke für mehrere
Soloinstrumente und Orchester in der Form
einer Symphonie. Ob die so genannte „Bläser-
Concertante“ in Es-Dur KV 297b wirklich vollständig
von Wolfgang Amadé Mozart stammt,
ist nicht gesichert. Tatsache ist, dass Mozart
in einem Brief an den Vater aus Paris 1778 ein
Werk für eine ähnliche Besetzung erwähnt
hat. Die Qualität des Stücks lässt vermuten,
dass es auf einer Skizze Mozarts beruht.
Stammt die erhaltene Fassung von Mozart
oder von fremder Hand? Es ist kaum zu klären,
da kein Autograph, sondern nur eine Abschrift
erhalten ist. Diese Unsicherheit ist bei Werken
des 18. Jahrhunderts nicht selten; eine
ganze Reihe von Kompositionen wurden nach
Lust und Laune sämtlichen komponierenden
Mitgliedern der Familien Mozart und Haydn,
befreundeten Zeitgenossen und Schülern
zugeschrieben. Es war eine Zeit, in der jeder
Musiker ständig Neues liefern musste.Die Originale
gingen häufig verloren. Im Gegensatz
zu heute gab es einen allgemein verbindlichen
Stil; Urheberrechte existierten noch nicht.
Der erste Satz des Stücks, Allegro, klingt jedenfalls
wie echter, inspirierter, spritziger Mozart.
Die Kadenz, ein Ensemblestück von großer
Kunst, liegt in einer auskomponierten Fassung
vor. Der Mittelsatz, Andante, ist in seiner melodischen
Eleganz und gesanglichen Schönheit
typisch für Mozarts Eigenart. Im dritten
Satz, Andantino, verwendet der Komponist
ein schlichtes Thema aus der Volksmusik und
variiert es einfallsreich zehnmal hintereinander.
Von wem auch immer dieses zauberhafte
Stück in seiner auf uns gekommenen Version
stammt, es bietet schöne Aufgaben für die Solisten,
ist meisterhaft gearbeitet und ein Beweis
dafür, dass es in Mozarts Zeit keinerlei
Trennung zwischen „ernster“ und „unterhaltender“
Musik gegeben hat. Anachronistisch
gesprochen, musste ein erfolgreicher Komponist
des 18. Jahrhunderts klassischer Musiker
und Popstar in einer Person sein.
Mozart hat in seinen Salzburger Jahren eine
ganze Reihe kostbarer Gelegenheitswerke
geschrieben. Alle diese Divertimenti, Serenaden
und Notturni waren festliche Abend-Unterhaltungen,
Freilichtmusiken zu bestimmten
Anlässen wie Hochzeiten, Namenstagen,
oder, so auch im Falle der Serenade in D-Dur
KV 204 mit dem Marsch in D-Dur KV 215, dem
feierlichen Jahresabschluss der Paris-Lodron-
Universität gewidmet.
Die Musikanten trafen sich anno 1775 um
halb neun Uhr abends vor Mozarts Wohnhaus
am heutigen Makartplatz und zogen, den
Marsch intonierend, zum Schloss Mirabell, wo
sie dem dort residierenden Fürsterzbischof
ein Ständchen spielten. Dann wanderten sie
über die Salzachbrücke zur (heute alten) Universität
und wiederholten die Serenade für die
gelehrten Professoren. Bei schönem Sommerwetter
war das eine freudig angenommene
Platzmusik nicht nur für die Geehrten, sondern
auch für die einfachen Leute. Die Weihe der
Konzertsäle erhielten diese fröhlichen Stücke
feiner Unterhaltungsmusik großteils erst im
frühen 20. Jahrhundert im Zuge der Wiederentdeckung
von Mozarts Jugendwerken.
Im Gegensatz zur Symphonie bestehen diese
„musiquen“ aus einer losen Aneinanderreihung
tänzerischer und getragener Sätze.
In den Serenaden findet man immer wieder
eingeschobene Konzerte für Soli und Orchester,
in unserem Falle gleich zwei. Der Konzertmeister
darf in einem Andante seine Geige
„singen“ und in einem Allegro „marschieren“
lassen. Interessant ist, dass Flötisten damals
immer auch Oboisten waren und, wie in diesem
Satz, ihre Instrumente abwechselnd
spielten. Das folgende Menuett fordert im Trio-
Teil dem Geigensolisten noch einmal virtuose
Passagen ab. Der fünfte Satz überrascht mit
einem nuancenreichen Concertino der Bläser
(Flöte, Oboe, Fagott, zwei Hörner), im zweiten
Menuett darf die Flöte munter konzertieren.
Das Finale mit seinem Wechsel zwischen graziösem
Andantino und schwungvollem Allegro
sorgt für den stimmungsvollen Kehraus.
Gottfried Franz Kasparek