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Deborah Polaski & Bertrand de Billy & Heidi Brunner & ORF Radio Symphonie Orchester Wien Richard Wagner: Tristan und Isolde – Highlights OC 602 SACD
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Preis: 15,99 EURO

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FormatSuper Audio CD
BestellnummerOC 602
Barcode4260034866027
LabelOehmsClassics
Erschienen am15.10.2004
Verkaufsrang1271
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Wagner, Richard

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Beschreibung weniger

      Richard Wagner: Tristan und Isolde – Highlights
      RSO Wien · Bertrand de Billy, conductor Deborah Polaski (Isolde) · Heidi Brunner (Brangäne)

      Die amerikanische Sopranistin Deborah Polaski zählt zweifelsohne seit ihrem Bayreuth-Debüt 1988 im Barenboim/Kupfer-Ring zu den ganz großen Wagner-Interpreten. Keine andere Sängerin nach 1914 hat so oft die Brünnhilde am “grü-nen Hügel” verkörpert wie Deborah Polaski! Aber neben der Brünnhilde ist unzweifelhaft die “Isolde” jene Partie, mit der man sie heute identifiziert.

      Deborah Polaski – Isolde

      „Im Sommer 1857 faßte ich den Entschluß, mich in der musikalischen Aufführung meines Nibelungenwerkes durch die Vornahme einer kürzeren Arbeit, welche mich wieder mit dem Theater in Berührung setzen sollte, zu unterbrechen. Tristan und Isolde ward noch in diesem Jahre begonnen, die Vollendung aber unter allerhand störenden Einflüssen bis in den Sommer 1859 verzögert.“
      (R. Wagner an F. Uhl 1865)


      Eine „kürzere Arbeit“ sollte es sein, „einfach und mit geringen Mitteln“ (wie es an anderer Stelle heißt) aufzuführen. Richard Wagner war wohl ein Theaterpraktiker von Jugend an, ein Realist in der Beurteilung seiner Pläne war er nie. Kein anderes seiner Werke stellt die Opernhäuser und Ausführenden vor solch ungeheure Schwierigkeiten, wie sein Summum Opus über Eros-Thanatos. Ist für die Orchester Wagners Tonsprache zwar nicht einfacher, aber doch selbstverständlicher geworden, so bleiben die physischen und geistigen Anforderungen der Hauptpartien bis heute fast „unmenschlich“ und nur absolute Ausnahmesänger jeder Generation können sich mit den gestellten Anforderungen messen. Seit den bald 140 Jahren seit der Uraufführung sind so die ganz wenigen Darsteller von Tristan und Isolde wohl bekannt; so wenige waren es, die wirklich in jeder Hinsicht Zeichen setzen konnten, so aufsehen erregend ist die Leistung, dass man die Wenigen in hohen Ehren hält.

      Die amerikanische Sopranistin Deborah Polaski zählt zweifelsohne zu diesen Auserwählten. In Wisconsin/USA geboren kam sie unmittelbar nach ihrem Studium nach Europa und debütierte in Gelsenkirchen als Senta in Wagners Holländer – und trotz vieler Umwege und Ausflüge – der Bayreuther Meister sollte im Mittelpunkt ihres Wirkens bleiben.

      Für heutige Begriffe und Zeitmaße folgte eine langsame Karriere vor allem an deutschen Bühnen: Freiburg, Hannover, Karlsruhe, Darmstadt, Mannheim, Stuttgart oder Düsseldorf hießen diese Stationen, bevor Deborah Polaski nach Mitte der 80er Jahre auch in München, Berlin und auch schon an der Mailänder Scala in Erscheinung trat.

      Der große internationale Durchbruch erfolgte freilich 1988 in der Neuproduktion von Wagners Ring in Bayreuth in der Interpretation von Daniel Barenboim und Harry Kupfer. Zusammen mit Siegfried Jerusalem, John Tomlinson, Graham Clark, Günther von Kannen u.v.a. bildete sie den Kern einer neuen Generation von Wagner-Interpreten, die in der Folge die großen Opernbühnen der Welt beherrschen sollte.

      Aber zuerst eine Generalpause: Unmittelbar nach dem Bayreuth-Debüt im Herbst 1988 überraschte die Mitteilung, dass die Künstlerin sich aus privaten Gründen von der Opernbühne zurückgezogen hat – um dann ein Jahr später, persönlich gestärkt und künstlerisch gereift, zurück zu kehren und nun jenen Weg an allen großen Bühnen und Festivals der Welt zu machen, die den Namen Deborah Polaski zu dem werden ließ, was er bis heute ist: eine ideale Einheit von Darstellung und Gesang, eine Künstlerin, die an Ehrlichkeit, Ausstrahlung und Faszination bald Vorbild für nachfolgende Generationen wurde und kraft ihrer Persönlichkeit und Kunst neue Facetten und unverwechselbare Interpretationen den altbekannten Figuren abgewinnt, wie es nur den ganz großen Interpreten der Operngeschichte gelingt. Dies wird mit dem Namen Deborah Polaski verbunden bleiben. Bereits 1991 kehrte sie auch nach Bayreuth zurück, sang wieder im Barenboim/Kupfer-Ring die Brünnhilde und verkörperte diese Rolle auch in der folgenden Produktion von 1994 bis 1998 unter James Levine und Alfred Kirchner. Keine Sängerin nach 1914 (und nur eine einzige davor!) hat so oft die Brünnhilde am „Grünen Hügel“ verkörpert wie Deborah Polaski.

      Zum zweiten Markenzeichen der „Hochdramatischen“ wurde Richard Strauss’ Elektra. Seit ihrem Debüt in dieser Rolle in Darmstadt 1983 sang sie die Atridentochter über 150 Mal auf der ganzen Welt unter den größten Dirigenten und bedeutendsten Regisseuren:

      In Berlin, Paris, London, New York, Chicago, Mailand, Florenz, Sydney, München, Leipzig, Köln, Dresden, Wien, Salzburg – der Weg ist sicher noch lange nicht zu Ende.

      Zahlreiche andere Rollen des dramatischen Fachs bestimmten die Karriere der großen Sänger-Darstellerin:

      Wagners Senta, Venus, Ortrud, Sieglinde und Kundry ebenso wie R. Strauss´ Färberin, Marschallin und Ariadne, Beethovens Fidelio, Bergs Wozzeck-Marie und in jüngster Zeit auch Berlioz Cassandre und Dido in den Trojanern oder Janác¡eks Küsterin in Jenufa.

      Aber neben der Brünnhilde und der Elektra ist unzweifelhaft die Isolde jene Partie, mit der man Deborah Polaski heute identifiziert. 1983 sang sie die Rolle zum ersten Mal in Freiburg, dann in Amsterdam.

      Es folgte eine längere Pause, bis sie für die Neuproduktion 1995 an der Dresdener Semperoper die Rolle neuerlich vornahm. Nun folgten in rascher Folge die Osterfestspiele in Salzburg unter Abbado, Florenz unter Mehta, Tokyo neuerlich mit Abbado, Berlin unter Barenboim und zuletzt Barcelona unter Bertrand de Billy, dem Dirigenten der vorliegenden Aufnahme.

      Die Isolde ist nicht nur die längste und anspruchsvollste aller Sopran-Rollen, sie stellt auch darstellerisch und interpretatorisch Anforderungen an jede Sängerin, die es niemals zuvor und kaum nachher je gegeben hat. Wagners „Handlung“ wie er sein Werk ironischer Weise betitelt hat, ließ sich weder stimmlich noch darstellerisch mit den Mitteln des damaligen Operntheaters beikommen. Und bis heute gibt es kein „Rezept“ wie man dieser ungewöhnlich langen, vielschichtigen und unergründlichen Partie beikommen kann. Naturgemäß gibt es daher nicht einen Weg und die bedeutenden Interpretinnen dieser Figur haben höchst unterschiedliche Deutungen gefunden.

      Deborah Polaskis Zugang erstaunte gleich zweifach. Einerseits, obwohl über alle notwendigen Mittel einer Hochdramatischen gebietend, arbeitete sie die lyrischen und leisen Stellen beispielhaft heraus und kann vor allen durch ihre volle mittlere und untere Lage die teilweise ungewohnt tiefen Stellen in die Partie mühelos mit den hohen dramatischen Ausbrüchen verbinden. Parallel dazu befreit sie die Figur von übertriebener Hektik und falschem Pathos; nie vergisst man bei ihr die „Königstochter“ aus Irland. Stolz und Verletztheit bleiben bei ihr, vor allem im ersten Akt, allgegenwärtig. Ein weiters Markenzeichen der Polaski ist seit jeher die Durchdringung des Textes, was insbesondere im zweiten Akt besonders auffällt, wenn es etwa im Gespräch mit Tristan darum geht in welcher Welt das „uns“ zu finden ist, wo Tristan „und“ Isolde vereint sein werden – kurz wenn nach dem ersten Überschwang der Begegnung ein fast „philosophischer Diskurs“ beginnt, wie ihn nur Richard Wagner in Musik setzen konnte. Bei ihr erkennt man Isolde als gleichwertige Partnerin Tristans, nicht als emotionale Stichwortgeberin oder nur von wilden Emotionen entfesselte Heroin. Der Diskurs zwischen den Figuren und der Figuren mit sich selbst bildet ja das eigentliche Zentrum des Dramas und findet in Deborah Polaski eine ideale Interpretin.

      Die vorliegenden Ausschnitte dieser Aufnahme sind allerdings völlig auf Isolde konzentriert, man könnte ironisch fast sagen „Isolde ohne Tristan“, was aber in sich nicht stimmt, da er in den Auseinandersetzungen mit ihrer Vertrauten Brangäne und in den Monologen des 3. Aktes allgegenwärtig ist. Neben den großen Szenen der Isolde sind auch die drei Vorspiele zu den Akten zu hören, die nicht nur die Grundstimmung sondern auch symphonische Reflexion der „Handlung“ darstellen. Grundlage dieser Aufnahme, die im Großen Sendesaal des Österreichischen Rundfunks im Februar 2004 entstand, war die Zusammenarbeit zischen Deborah Polaski und Bertrand de Billy im Juni 2002 am Teatro Liceu in Barcelona dessen Musikchef der Dirigent von der Wiedereröffnung 1999 bis zum Sommer 2004 war. Die Isolde war Deborah Polaskis umjubeltes Debüt im traditionsreichen Haus an den Ramblas und auch die Brangäne dieser Aufnahme, die Schweizerin Heidi Brunner, wirkte in dieser Aufführungsserie mit.

      Michael Lewin


      Heidi Brunner – Brangäne

      Heidi Brunner wurde in Luzern geboren und studierte neben Gesang auch Orgel und Dirigieren in Zürich, Luzern und Basel. Sie debütierte mit der Titelrolle von Rossinis La Cenerentola und wurde bald danach von René Jacobs für Orontea in Basel und L’incoronazione di Poppea in Innsbruck engagiert. Nach verschiedenen Auftritten in Biel führte sie der Weg ans Landestheater Dessau, wo sie zwei Jahre lang Mitglied des Ensembles war und besonders durch die Giovanna in Donizettis Anna Bolena überregional auf sich aufmerksam machte. Es folgten Cenerentola und Werther in Inszenierungen von Christine Mielitz an der Komischen Oper Berlin und schließlich ihr Debüt an der Staatsoper Berlin, zuerst als Roggiero in Rossinis Tancredi. Erfolge feierte sie als Rosina in Ruth Berghaus’ Barbier-Inszenierung. Mit Beginn der Direktion Klaus Bachlers kam Heidi Brunner als Ensemblemitglied an die Wiener Volksoper, wo sie als Sextus in Nicolas Briegers Titus-Inszenierung unter der musikalischen Leitung von Arnold Östmann und als Cenerentola in Achim Freyers Produktion unter der musikalischen Leitung von Gabriele Ferro ihr Publikum eroberte. Neben dem Hänsel in Humperdincks Hänsel und Gretel und dem Orlofsky in der Fledermaus war sie auch als Elvira in Don Giovanni und in der Neuproduktion von Norma als Adalgisa zu erleben. Zur gleichen Zeit debütierte sie als Rosina an der Wiener Staatsoper, wo sie in der Folge Zerlina in Don Giovanni, Idamante in Idomeneo und die Muse in Hoffmanns Erzählungen gestaltete.

      Bei den Wiener Festwochen sang sie 1998 in Achim Freyers Neuproduktion von L’Orfeo, ein Jahr später beim Festival OsterKlang in Massenets Maria Magdalena. Zuletzt war sie in Wien beim KlangBogen-Festival 2003 in Nicolas Briegers Idomeneo-Produktion unter der musikalischen Leitung von Bertrand de Billy als Idamante zu erleben, im Herbst sang sie an der Volksoper in Schönbergs Erwartung.

      In München trat sie ebenfalls in Freyers Orfeo-Produktion am Prinzregententheater auf und war als Siébel in der Neuproduktion des Faust unter David Pountney und der musikalischen Leitung von Simone Young zu hören.

      Heidi Brunners Karriere begann sich in den letzten Jahren von Mozart und Rossini mehr ins dramatischere Fach zu bewegen. Sie sang ihren ersten Komponisten in Ariadne auf Naxos in Nancy unter Bertrand de Billy und ihren ersten Octavian im Rosenkavalier im Theater in Meiningen unter der musikalischen Leitung von Kirill Petrenko. Eine weitere wesentliche Wirkungsstätte wurde für Heidi Brunner auch das Gran Teatro del Liceu in Barcelona, wo sie seit ihrem Debüt in Mozarts Titus große Erfolge feierte, sowohl mit ihrer ersten Brangäne als auch an der Seite von Edita Gruberova als Komponist in Ariadne auf Naxos und zuletzt als Dorabella in Così fan tutte.

      Von Anfang an waren das Konzertpodium und der Liedgesang ein wesentlicher Teil ihrer Karriere.

      Bertrand de Billy, Dirigent

      Bertrand de Billy, neuer Chefdirigent des RSO-Wien, führte sein Orchester im Musikverein zu einem triumphalen Erfolg. So übertitelte der einflussreiche Wiener Musikkritiker Wilhelm Sinkovicz in der Tageszeitung „Die Presse“ am 17. November 2002 seine Rezension, nach der Aufführung der großen C-Dur Symphonie von Schubert durch das RSO Wien unter seinem damals ganz neuen Chefdirigenten. Weiter war zu lesen: „Gewiss, der Applaus hatte wohl demonstrativen Charakter. Doch die Aufführung von Franz Schuberts großer C-Dur-Symphonie, an der schon mancher berühmter Mann … in ebendiesem Saal in Ehren gescheitert ist, bewies zum einen, dass man mit Bertrand de Billy einen der wirklich bedeutenden Maestri der jüngeren Generation nach Wien geholt hat. Und zum andern, zu welchen Höhen dieser das Rundfunk-Orchester zu führen vermag. Das Ensemble hat heute eine erstklassig abgestimmte, virtuose Bläserriege zu bieten, und einen im Falle der Primgeigen sogar exquisit zu nennenden Streicherklang. Und de Billy dirigiert Schubert nach allen Erkenntnissen der jüngsten Musikforschung „gereinigt“, also mit etlichen für das Wiener Ohr neuen Akzenten und dynamischen Nuancierungen, nimmt ihm aber nicht den wienerischen Ton, sorgt im Andante sogar für eine wirklich atemberaubende dramatische Entwicklung, die ganz natürlich aus dem musikalischen Fluss heraus entsteht.“

      Fast gleichlautend die Kritiken der Neuen Kronenzeitung „Bei Schuberts großer C-Dur- Symphonie in einer Wiedergabe wie aus einem Guss erwies sich de Billy dank Spannung und Dramatik als führender Dirigent der jüngeren Generation.“ und der Oberösterreichischen Zeitungen einen Monat später beim Gastspiel des RSO im Linzer Brucknerhaus. Mehr noch als in seinem Einstandskonzert in Wien, einen Monat davor, demonstrierten Orchester und Chefdirigent den Paradigmenwechsel: das 20. Jahrhundert weiter im Mittelpunkt, aber ansonsten keine Grenzen mehr. Die Überraschung war offensichtlich gelungen. Die vorliegende Aufnahme entstand im Dezember 2003 nach einem öffentlichen Konzert der 8. Symphonie Franz Schuberts im großen Sendesaal des ORF.

      Der Dirigent Bertrand de Billy wurde 1965 in Paris geboren, wurde am Conservatoire National Superieur de Musique ausgebildet und spielte dann in der Folge in verschiedenen Orchestern seiner Heimatstadt Violine und Bratsche. Beim Orchestre Colonne wurde er Assistent von Pierre Dervaux und wechselte sehr bald vollständig ans Dirigentenpult. Bereits in dieser frühen Zeit erarbeitete sich der junge Musiker ein Repertoire, das weit über die Paradestücke der Orchesterliteratur hinausging, und man erwartete sich von ihm allgemein eine glänzende Karriere als symphonischer Dirigent. Bereits an diesem Punkt seiner Karriere überraschte de Billy. Ihm war bewusst, dass das Konzertpodium nur ein Teil des musikalischen Spektrums war, und er wollte als junger Musiker die Erfahrungen und Anforderungen der Opernbühne nicht missen; so entschied er sich fast über Nacht, ein Angebot aus Dessau anzunehmen, um dort als Kapellmeister und bald auch stellvertretender GMD seine Affinität zur Bühne zu entdecken. Sehr rasch sprach sich seine Begabung herum, und er erhielt erste Einladungen, vor allem an spanische Opernhäuser; als er nach zwei Jahren Dessau verließ, waren bereits die großen Opernhäuser der Welt auf ihn aufmerksam geworden. Er entschied sich, trotz aller Angebote, noch einmal eine Kapellmeisterposition anzunehmen, und zwar diesmal an der Volksoper in Wien, wo er bereits 1994 mit Bizets Perlenfischer debütiert hatte. Parallel dazu aber entwickelte sich nun ausgerechnet durch die Opernbühne eine rasche internationale Karriere. Londons Covent Garden, die Staatsopern in Berlin, Hamburg und München, das Theatre de la Monnaie in Brüssel waren sehr bald seine nächsten Stationen. Zwei Häuser sollten aber entscheidend werden: zum einen die Wiener Staatsoper und zum anderen die Metropolitan Opera in New York. Placido Domingo entdeckte den jungen Dirigenten während einer Vorstellung von Hamlet an der Wiener Volksoper und lud ihn spontan für eine Produktion von Gounods Roméo et Juliette an das von ihm geleitete Opernhaus in Washington ein. Ebenso war Domingo später Pate seines Debüts in Los Angeles, wo der berühmte Tenor unter de Billys Leitung als Don José in Carmen auf der Bühne stand; vor allem aber war es Domingos Empfehlung, die den Ausschlag für Bertrand de Billys Debüt an der Metropolitan Opera gab, wiederum mit Gounods Roméo et Juliette, wo er seither zu den wichtigsten Gastdirigenten gehört.

      Erst die Entwicklung seiner Karriere auf der Opernbühne brachte ihm ein bisschen den Stempel des „französischen“ Dirigenten ein, und obwohl die Zukunft zeigen sollte, dass seine musikalischen Fähigkeiten einem viel breiteren Spektrum offen stehen, war er offensichtlich für viele Häuser der lang gesuchte Dirigent für dieses schwierige Repertoire.

      So aufregend die Entwicklung der Karriere verlief, so skeptisch war de Billy immer einem Leben als reiner „Reisedirigent“ gegenüber, und so akzeptierte er die Einladung, ab 1999 Chefdirigent des wieder aufgebauten Teatro del Liceu in Barcelona zu werden. De Billy setzte sich von vorneherein ein Limit von fünf Jahren für diese Phase, in der er zum Ziel hatte, die musikalische Abteilung des Hauses völlig zu reorganisieren und den Stellenwert des Orchesters in diesem traditionell Sänger- betonten Haus neu zu definieren. Nach der glanzvollen Premiere von Puccinis Turandot dirigierte er zwar durchaus Werke des bekannten Repertoires wie Donizettis Lucia di Lammermoor, Verdis Aida oder Puccinis Bohème und nur ein einziges französisches Werk, nämlich Thomas’ Hamlet, den Schwerpunkt aber bildeten in seinem „Fünfjahresplan“ die Werke von Mozart und Richard Wagner. Mozart, so das eiserne Credo des anerkannten Orchestererziehers Bertrand de Billy, ist die Grundlage jeder Orchesterkultur, und Richard Wagner jene Anforderung, die das Orchester braucht, um eine ständige Weiterentwicklung auch aus eigenem Antrieb zu gewährleisten. Mit den Opern von Mozart und Wagner hatte de Billy auch seine größten Erfolge in Spanien; neben seiner Affinität zur französischen Musik wurde Bertrand de Billy bald auch als Mozartdirigent zum internationalen Markenzeichen.

      Bertrand de Billys Verbindung zur Oper war nun international eine so selbstverständliche und erfolgreiche, dass die Nachricht für Überraschung sorgte, er würde im Herbst 2002 Chefdirigent und künstlerischer Leiter des RSO Wien werden. Man konnte vereinzelt Fragen hören, ob er denn genügend symphonisches Repertoire, ob er denn Erfahrung mit der zeitgenössischen Musik etc. hätte, um einen so verantwortungsvollen Posten zu übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits in Vergessenheit geraten, dass de Billys musikalische Grundlage ursprünglich in der symphonischen Musik lag und die Aufführung von Zeitgenossen für ihn genauso eine Selbstverständlichkeit war und ist.

      Als er im Oktober 2002 zum ersten Mal als Chefdirigent an die Spitze seines Orchesters im Wiener Musikverein trat, war die Programmreihenfolge gleichsam die Grundlage für seine weitere Arbeit. Mozarts Linzer Symphonie, eine Uraufführung des jungen österreichischen Komponisten Johannes Maria Staud und Hector Berlioz’ Symphonie fantastique standen auf dem Programm, und de Billy machte von Anfang an klar, dass er nicht bereit sei, das Orchester – wie es manche aus dem Wiener Kulturestablishment gerne gesehen hätten – im Ghetto der zeitgenössischen Musik und klassischen Moderne zu lassen.

      „Ein Orchester, das nicht eine ordentliche Mozart-Symphonie spielen kann, ist auch nicht gut genug für eine Uraufführung“ – das ist einer der Leitsätze de Billys, und in der Folge bestimmten Werke von Mozart, Beethoven, Schubert oder Mahler ganz selbstverständlich das Bild des Orchesters, ohne dass die Pflege der klassischen Moderne und das Interesse an der musikalischen Gegenwart im geringsten darunter leiden sollten. Heute wird die Flexibilität dieses Klangkörpers ebenso bewundert wie die interessanten Konzertprogramme, und eine entscheidende Farbe bilden tatsächlich die Werke der französischen Orchesterliteratur.

      Radio-Symphonieorchester Wien (RSO Wien)

      Das Radio-Symphonieorchester Wien ging 1969 aus dem 1933 gegründeten Großen Orchester des Österreichischen Rundfunks hervor und profilierte sich seitdem als eines der vielseitigsten Orchester in Österreich. Seit der Gründung des RSO liegt der Schwerpunkt des Orchesters vor allem auf der Pflege der zeitgenössischen Musik. Unter seinen Chefdirigenten Milan Horvat, Leif Segerstam, Lothar Zagrosek, Pinchas Steinberg und Dennis Russell Davies erweiterte das RSO Wien kontinuierlich sein Repertoire von der Vorklassik bis zur Avantgarde. Seit dem 1. September 2002 ist Bertrand de Billy Chefdirigent des RSO Wien.

      Neben den beiden Konzertreihen im Musikverein und dem Konzerthaus in Wien tritt das Orchester regelmäßig bei den großen Festivals auf, wobei eine besonders enge Bindung an die Salzburger Festspiele und zum Klangbogen Wien besteht. Die ausgedehnte Tourneetätigkeit des RSO Wien führte das Orchester u. a. nach den USA, Südamerika und Asien sowie in verschiedene europäische Länder. Zu den Gästen beim RSO zählten bislang so bekannte Künstler wie u. a. Leonard Bernstein, Ernest Bour, Andrew Davis, Christoph von Dohnanyi, Christoph Eschenbach, Michael Gielen, Hans Werner Henze, Ernst Krenek, Bruno Maderna, Krzystof Penderecki, Wolfgang Sawallisch, Giuseppe Sinopoli, Hans Swarowsky und Jeffrey Tate.

      Die umfangreiche Aufnahmetätigkeit des RSO Wien für den ORF und für CD umfasst Werke aller Genres, darunter viele Ersteinspielungen u. a. von Werken Schönbergs, Hauers, Wellesz’, von Einems, Cerhas und anderen Vertretern der österreichischen Moderne.

      In jüngster Zeit legte das Orchester Produktionen von Werken Luciano Berios, Philipp Glass’, Gija Kantschelis und Valentin Silvestrovs (unter Dennis Russell Davies) und vieldiskutierte Einspielungen von Le Nozze di Figaro, Così fan tutte, Don Giovanni und Eugen d’Alberts Tiefland (unter Bertrand de Billy) vor.

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      SACD 1
      • Richard Wagner (1813–1883) “Tristan und Isolde” – Highlights
        • 1.Vorspiel10:39
        • 2.1. Akt, 3. Szene „Weh, ach wehe! Dies zu dulden“ (Brangäne, Isolde)19:23
        • 3.2. Akt, Vorspiel und 1. Szene „Hörst du sie noch? Mir schwand schon ferner Klang“ (Isolde, Brangäne)14:19
        • 4.3. Akt, Vorspiel08:35
        • 5.3. Akt, 3. Szene „Ha! Ich bin’s, ich bin’s, süßester Freund“ (Isolde)05:50
        • 6.3. Akt, Isoldes Liebestod „Mild und leise wie er lächelt“ (Isolde)06:08
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