Folge 3 der vielbeachteten Schumann-Interpretation von
Michael Endres verspricht wieder größten Hörgenuss:
“Michael Endres nimmt den intimen Charakter und die
bescheidenen technischen Anforderungen der Musik
ernst.”– Jed Distler (ClassicsToday)
Michael Endres piano
Robert Schumann
Klavierwerke Vol. 3
Robert Schumann komponierte seine
Kreisleriana Op. 16 im Jahr 1838. Diese in
nur acht Tagen komponierten 8 Phantasien
beziehen ihren Titel von der phantastischen
Figur des Kapellmeisters Kreisler in E.T.A.
Hoffmanns Roman
„Lebensansichten des
Katers Murr“.
Der literarischen Vorlage entsprechend
ist das Werk voll von hintergründigen und
nächtlichen Stimmungen, gleichzeitig dokumentiert
es die wunderbar melodische
Erfindungskraft des noch frühen Schumann,
welcher zum Zeitpunkt der Komposition 28
Jahre alt war.
Die acht Phantasien haben höchst
unterschiedlichen Charakter; der leidenschaftlichen
ersten Nummer, unterbrochen
durch einen zarten zerbrechlichen Mittelteil,
folgt das kantable und elaborierte
zweite
Stück, mit zwei Zwischenteilen die umfangreichste
Phantasie. Nummer 3 beginnt
manisch-motorisch und wird kontrastiert
durch einen aufblühenden Mittelteil, endet
aber in einer fulminanten Katastrophe.
Die
Nummern 4 und
6 sind Ruhepunkte
im Zyklus, nur gelegentlich erscheinen
dunkle Eintrübungen. Das
5. Stück ist das
spukhafteste, unwirklichste, mit einer (in
der hier eingespielten ersten Fassung)
Überleitung zur
6. Phantasie. Die Stimmung
des Zyklus wird fieberhaft unruhig bis
hysterisch aufgeregt durch das hochdramatische
7. Stück, welches überleitet zu
Nr. 8, das die bemerkenswerte Spielanweisung
„Die Bässe leicht und frei“ enthält,
was dazu führt, dass rechte und linke
Hand fast unabhängig nebeneinander herlaufen
und damit ein beunruhigender Effekt
erzielt wird. Mit einem spukhaften
pianissimo
endet die
Kreisleriana, fast wie in einer
bösen Ahnung schon vorausblickend auf
die erschütternden
„Geistervariationen“
aus dem Jahr 1854, während deren Komposition
Schumann sich in den Rhein stürzte
(am 27. Februar) und nach überlebtem
Selbstmordversuch daran weiterarbeitete.
Der deprimierte Zustand, in welchem
sich Schumann in diesen Jahren seit langem
befand, ist zweifellos verantwortlich
für die fast ohnmächtige und leise Verzweiflung
dieses Werks, das sich, nicht mehr
auf dramaturgischen Effekt bedacht, gängigen
Hörgewohnheiten entzieht (Schumann behauptete,
das Thema sei ihm von
„Engeln
diktiert“ worden). Mit der letzten der 5
Variationen, in der eine ständige, nicht
mehr kontrollierbare Dissonanz auftaucht,
endet auf tragische Weise Schumanns
schöpferische Arbeit. Die nächsten 2 Jahre
bis hin zu seinem Tod sollte er, unfähig wieder
zu komponieren, in der Heilanstalt Endenich
verbringen.
Der
Faschingsschwank Op. 26 aus dem
Jahr 1839 bietet einen ganz anderen und
unbeschwerten Schumann. Der Titel
„Faschingsschwank aus Wien“ verrät
allerdings auch, dass es sich um eine Maskerade
handelt, also die plakative Fröhlichkeit
unter Umständen nur gespielt ist, hinter
welcher eine andere Wirklichkeit lauert.
Die
Sätze 1, 3 und
5 versprühen geradezu
Optimismus und jugendliche Kraft, doch
bleibt der Klaviersatz bei aller Brillanz
merkwürdig kompakt, das heißt, nur selten
werden die äußeren Register in einer aufgebrocheneren
Schreibweise benutzt, so
dass ein eher dunkler Klang entsteht. Auch
der rastlos agierende letzte Satz verströmt
mehr rastloses Vorantreiben als pianistischen,
instrumentalen Glanz.
Die
Romanze ist ein verhangenes, intimes
und fast sprödes Werk, während das
Intermezzo
nach leidenschaftlicher Aufgewühltheit
in tiefen Registern versinkt.
Die Bildhaftigkeit des Titels kann nicht
darüber hinwegtäuschen, dass die über
weite Strecken durchgehaltene Unbeschwertheit
in Verbindung mit einem recht
homophonen Klaviersatz doch eher ein
Ausnahmewerk im Schaffen Schumanns
darstellt, wenngleich eine faszinierende
Facette seines großen und originellen
Klavierwerks.
Michael Endres