Klassik  Chor/Lied
Arcis-Vocalisten München & Thomas Gropper Johann Sebastian Bach: Cantata „Aus der Tiefen" BW131 - Cantata „Himmelskönig, sei willkommen“ BWV 182 OC 783 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Donnerstag, 10. Juli 2025 Preis: 12,99 EURO

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FormatAudio CD
BestellnummerOC 783
Barcode4260034867833
LabelOehmsClassics
Erschienen am11.01.2011
Verkaufsrang14823
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Bach, Johann Sebastian

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Beschreibung weniger

      Johann Sebastian Bach

      Kantate „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu Dir“ BWV 131
      Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ BWV 182 (Erste Weimarer Fassung)

      Arcis-Vocalisten München
      Regine Jurda, Alt · Maximilian Kiener, Tenor · Franz Schlecht, Bass
      Barockorchester L’Arpa Festante · Thomas Gropper, Dirigent

      Die Arcis-Vocalisten München sind ein ca. 50 Mitglieder umfassender Chor, der sich aus professionell ausgebildeten Sängerinnen und Sängern, ergänzt um Studierende der Musikhochschule München, mit umfangreicher Erfahrung in renommierten Ensembles der Münchner und bayerischen Konzertszene zusammensetzt. Die Leitung des Ensembles hat Prof. Thomas Gropper inne, der nicht nur durch seine sängerische und pädagogische Tätigkeit, sondern auch als Moderator und Sprecher beim Bayerischen Rundfunk einem breiten Publikum bekannt ist.
      Die nun veröffentlichte CD umfasst zwei frühe Kantatenwerke von J.S. Bach. Bei BWV 131 „Aus der Tiefen“ handelt es sich um die wahrscheinlich früheste erhaltene Bach-Kantate. Sie entstand 1707/1708 in seiner Dienstzeit als Organist in Mühlhausen.
      Die Kantate BWV 182 „Himmelskönig, sei willkommen“ war Bachs erste Auftragsarbeit am Hof zu Weimar, wo er jeden Monat eine Kantate zu komponieren hatte. Sie wurde an Palmsonntag 1714 erstmals aufgeführt.

      J.S. BACH (1685–1750)

      Kantaten bwv 131 und 182


      FRÜHE MEISTERSCHAFT

      Bei den für diese Aufnahme ausgewählten Kantaten handelt es sich um zwei frühe Werke Bachs: die Kantate bwv 131 „Aus der Tiefen“, möglicherweise die früheste erhaltene Bach-Kantate, dürfte 1707 oder 1708, also in seiner Zeit als Organist in Mühlhausen entstanden sein; die Kantate bwv 182 „Himmelskönig, sei willkommen“ entstand für den Palmsonntag (= 25.3.) 1714 als erste diesbezügliche Arbeit für den Weimarer Hof. Entsprechend fi nden wir Charakteristika des jungen Bach: So erklingen in bwv 131 nicht selbständige, je für dich abgeschlossene Einzelsätze, sondern ineinander übergehende Teile, die eine Nähe zu anderen Gattungen wie Geistlichem Konzert und Choralbearbeitung zeigen. Typisch für die Kantatenform des 17. Jahrhunderts hören wir gleichsam das Reihenprinzip der Motette auf die Kantatenform übersetzt. Kleine Räume (wie die Weimarer Schlosskapelle) und ein überschaubares Ensemble dürften eher zu geringer besetzter Musik hingeführt haben, dennoch fügt Bach zur chörigen (= die Chorstimmen verstärkende) Orchestrierung noch solistisch besetzte Instrumente hinzu, die der einzelnen Kantate einen individuellen Klangcharakter verleihen: in bwv 182 ist es die Blockfl öte, in bwv 131 die Oboe. Gerade in bwv 182 zeigen sich erste Früchte der Beschäftigung Bachs mit den damals modernen Formen der italienischen Musik, auch der Oper: So fi nden sich neben Anklängen an die konzertierende Praxis speziell im Stil von Vivaldi auch schon Da-capo-Arien.

      „MEINE SEELE WARTET AUF DEN HERRN“

      Die defi nitive Satzfolge der wohl für einen Bußgottesdienst geschriebenen Kantate „Aus der Tiefen“ (bwv 131) lässt sich nicht mehr eruieren, die heutige Auff ührungsversion ist nur eine Annäherung. Welches der Anlass für die Komposition war, ist nicht mehr sicher feststellbar. Alfred Dürr denkt an ein großes Feuer, das kurz zuvor in Mühlhausen gewütet und Teile der Innenstadt zerstört hatte. Interessanterweise hat nicht Bachs Vorgesetzter an seiner Kirche Divi Blasii, Superintendent Frohne, diese Kantate in Auftrag gegeben, sondern Georg Christ, der Pastor der Marienkirche. Man weiß, dass Frohne als eher orthodox eingestellter Lutheraner prunkvollerer Kirchenmusik gegenüber skeptisch eingestellt war. Die Textgrundlage von bwv 131 besteht zur Gänze aus Bibelwort und Choral, es gibt keine zusätzliche freie geistliche Dichtung. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen der klaren und konzisen symmetrischen Formanlage ergeben sich Parallelen zur gleichfalls in Mühlhausen entstandenen Trauerkantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ (bwv 106), dem Actus tragicus. Der Text ist also aus dem Psalm 130 (vollständig) und den Strophen 2 und 5 des Liedes „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“ von Bartholomäus Ringwaldt aus dem Jahr 1588 zusammengestellt.

      Die Anlage: Je ein Chor zu Beginn, in der Mitte und zum Abschluss, dazwischen (zweiter und vierter Satz) je ein Solosatz mit Choralstrophe. Die Chorsätze folgen dem auf die Vokalmusik übertragenen Prinzip Präludium und Fuge mit einer mehr oder minder ausgeführten Einleitung und einem Fugenteil, die Arien verzichten noch auf die Da-capo-Form.

      Das Orchestervorspiel exponiert das Motiv des ersten Choreinsatzes „Aus der Tiefen“ mit schwermütig-seufzendem Gestus, akzentuiert setzt der Chor seinen Anruf Gottes („ruf ich, Herr“) dazu. Es schließt sich eine spielerische Chorfuge an (Vivace, „lass deine Ohren merken“), die immer wieder durch den gemeinsamen Ausruf „Herr, höre meine Stimme“ strukturiert wird. Wenn am Ende des Satzes die „Stimme meines Flehens“ aufklingt, wird dies durch unmittelbar abbildende Seufzerfiguren in Chor und Orchester gestaltet.

      Im zweiten Satz kombiniert Bach die Stimme des Solo-Bassisten mit dem Choral „Erbarm dich mein in solcher Last“ als Cantus firmus in der Sopranstimme, dazu tritt noch die Oboe mit Figurationen und motivischen Korrespondenzen. Im vierten Satz hören wir den Solo-Tenor mit einem Choral in Altlage, wo ein Ostinato-Motiv im Continuo Zusammenhalt stiftet.

      Die Einleitung des Mittelchores ist nur fünf Takte lang breit und blockhaft, von kurzen Einwürfen von Alt und Tenor unterbrochen, ruft der Chor aus: „Ich harre des Herren!“ Dies geht in die gleichfalls ruhige Chorfuge „meine Seele harret“ über mit ihren unmittelbar anrührenden Motiven, der lang ausgesponnenen und synkopierten Linie auf „harret“ und dem zuversichtlich seufzenden „und ich hoffe“; darüber figurieren zunächst Violine und Oboe, später auch die Violen.

      Das Präludium des Schlusssatzes zeigt deutlich das motettische Denken des frühen Bach: Jeder Textabschnitt wird in Tempo, Motivik und Satztechnik neu verarbeitet. Der Anruf Israels langsam und in blockhaften Akkorden; „hoffe auf den Herrn“ bewegter mit lebhafter Bewegung in Oboe und Violine, frei polyphon; „denn bei dem Herrn in die Gnade“ wieder beruhigt und homophon mit charakteristischer Oboe; „und viel Erlösung bei ihm“ in rascher Bewegung, wieder polyphon und reichlich umspielt. Die Schlussfuge „und er wird Israel erlösen“ beginnt continuobegleitet, allmählich treten die Instrumente hinzu, verdichten das Geschehen gemeinsam mit dem Chor und bringen dieses frühe Meisterwerk Bachs zu prachtvollem Schluss.

      Problematisch für die heutige Aufführungspraxis ist die Divergenz von „Chorton“ und „Kammerton“. Der aus Frankreich eingeführte Kammerton war auf älteren Orgeln nicht durchweg realisierbar, da sie aufgrund ihrer Pfeifenlänge nicht in den Kammerton umgestimmt werden konnten. Bis 1723 gab Bach deswegen in der Regel den Holzblasinstrumenten eine höher notiert Stimme, in Leipzig dann ab 1723 der Orgel eine tiefer notierte. Diese Doppelnotierungen führen mitunter zu Unklarheiten über Bachs wirkliche Intentionen. Unsere Kantate bwv 131 gibt es heute in einer g-Moll-Fassung und nach a- Moll transponiert. Nach längerer Überlegung haben wir uns für a-Moll entschieden; einmal, weil es in der Oboe sonst Probleme gibt, dadurch dass gewisse tiefe Töne nicht gegriffen werden können; zum anderen, weil der Part des Chores sonst arg tief und dumpf klingt, was trotz des Charakters der Kantate unvorteilhaft erschien.

      „So lasset uns gehen in Salem der Freuden “

      Als Bach im März 1714 zum Konzertmeister des Weimarer Hofes bestellt wurde, gehörte es auch zu seiner Dienstpflicht, eine Kantate im Monat zu komponieren. Der Erstling war am Palmsonntag drei Wochen später „Himmelskönig, sei willkommen“, bwv 182. Dichter der Vorlage war Salomon Franck, der als Herzoglicher Bibliothekar und Aufseher des Münzkabinetts im Range eines Oberkonsistorialsekretärs in Weimar wirkte. Dies ließ ihm genug Zeit, sich dem Dichterorden der Fruchtbringenden Gesellschaft anzuschließen und von 1694 bis zu seinem Tod 1725 zahlreiche geistliche und weltliche Kantatendichtungen zu verfassen. Alfred Dürr sieht in Franck vielleicht das begabteste und originellste Dichtertalent, mit dem Bach zusammengearbeitet hat, und stellt insbesondere seine reiche Fantasie und seine Empfindungstiefe heraus. Anknüpfend an das Evangelium zum Palmsonntag, Jesu Einzug in Jerusalem (Mat 21,1–9), begrüßt die einleitende Sinfonia den Heiland, Bach wählt (wie in der ersten Vertonung von „Nun komm, der Heiden Heiland“ bwv 61 zum 1. Advent, an dem dasselbe Evangelium gelesen wird!) Rhythmus und Gestus der Französischen Ouvertüre, mit der im Pariser Opernwesen der König einzuziehen und seine Loge einzunehmen pflegte. Was dort dem irdischen Herrscher gilt, wird nun auf den Himmelskönig übertragen. Eine Intensivierung erreicht Bach, indem er die Streicher zunächst pizzicato und erst am Ende breite Töne spielen lässt. Im folgenden Da-capo-Chorsatz (Satz 2) beginnt der Chor mit einer sogenannten Permutationsfuge, die auf freie Zwischenspiele verzichtet (wie in Instrumentalfugen sonst üblich) und stets gleichbleibende Kontrapunkte aneinanderreiht. Nach einer kanonisch-imitatorischen Stelle („lass auch uns dein Zion sein“) geht der A-Teil homophon zu Ende. Zwei kanonisch geführte Chorstellen („du hast uns das Herz genommen“) bilden den B-Teil.

      Wie in einer guten Predigt beziehen Franck und Bach den Einzug Jesu in Jerusalem auf den einzelnen Christen und sein Herz; Jesus soll auch dort Einzug halten. In den auf den Eingangschor folgenden Solosätzen Nr. 3 – 6 wird dies nun zuerst aus der Warte Jesu beschrieben, dann aus der des Gläubigen. Das Bibelwort „Siehe, ich komme“ (dritter Satz) beginnt als Rezitativ, geht jedoch nach wenigen Takten in ein Arioso über, eine Gestaltung, die Bach in frühen Jahren gern wählte. Als stimmliche Lage dieser Vox Christi wählt er hier wie stets an vergleichbarer Stelle den Bass. Die kraftvolle, nur von Streichern begleitete Bass-Arie „Starkes Lieben“ (4. Satz) preist Jesus, der vom göttlichen Thron stieg, um sich zu opfern. Die ausgedehnte Alt-Arie „Leget euch dem Heiland unter“, die mit der Flöte korrespondiert (5. Satz), appelliert an die Christen, ihr Herz als ein beflecktes Kleid dem Heiland zu Füßen zu legen, wie das Volk beim Einzug nach Jerusalem die Kleider vor ihm ausbreitete. Gerade hier zeigt sich die stark mystisch-schwärmerische Seite dieser Dichtung, die sie in der Geistesrichtung des Pietismus ansiedelt. Die Continuoarie des Tenors „Jesu, lass durch Wohl und Wehe“ (6. Satz) ist in ihrer Gestaltung und ihrem scharfen Ausdruck sicher ein in damaligen Ohren sehr modernes, unerhörtes Element: auch in Zeiten der Bedrängnis musste der Gläubige an Jesu Seite bleiben.

      In einigen Aufführungsstimmen des Original- Materials findet sich nach dieser Arie die Anweisung, den Eingangschor als Schluss nochmals zu singen. Dennoch ist unbestritten, dass dieser Plan schon bei der Erstaufführung verworfen wurde und Bach noch zwei neue Chöre anschloss: Zunächst die Choralbearbeitung „Jesu, deine Passion“ (7. Satz), gestaltet im Pachelbelschen Typus, d.h. in den Unterstimmen wird jede neue Choralzeile imitatorisch vorbereitet, ehe sie in langen Noten im Sopran erklingt. Auch hier geht Bach in der Erfüllung eines Vorbildes zugleich neue Wege, indem er die Vorausnahme der Choralzeilen je nach Affekt ausarbeitet, durch Koloraturen bei Freude, durch innige Synkopen bei „Meine Seel auf Rosen geht“. Im letzten Chorsatz „Nun lasset uns gehen in Salem der Freuden“ (8. Satz) wird der himmlische Lohn aufgezeigt, den der Christ durch Jesu Passion erlangt: der Weg in die Gottesstadt. Von der Anlage her bindet sich dieser Chor an den Eingangschor zurück. Leicht und beschwingt im tänzerischen Dreiertakt begleitet die Flöte den Chor; nur beim Leiden, das auch auf diesem Weg zu finden ist, trübt sich die Harmonie kurz ein.

      Thomas Gropper

      Titelliste weniger

      CD 1
      • JOHANN SEBASTIAN BACH
        Kantate “Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu Dir”
        fÜr soli, chor und orchester, bwv 131
        • 1.Sinfonia (+ Chor): “Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu Dir”04:13
        • 2.Bass solo + Choral: “So Du willt, Herr, Sünde zurechnen”04:14
        • 3.“Ich harre des Herrn” [Chor]02:58
        • 4.Tenor solo + Choral: “Meine Seele wartet”04:37
        • 5.“Israel hoff et auf den Herrn” [Chor]03:55
      • Kantate “Himmelskönig, sei willkommen”
        für soli, chor und orchester, bwv 182 (Erste Weimarer Version)
        • 6.Sonata01:56
        • 7.“Himmelskönig, sei willkommen” [Chor]03:25
        • 8.Recitativ: “Siehe, ich komme…” [Basso]00:34
        • 9.Aria: “Starkes Lieben” [Basso]02:30
        • 10.Aria: “Leget euch dem Heiland unter” [Alto]07:40
        • 11.Aria: “Jesu, lass durch Wohl und Weh” [Tenore]03:42
        • 12.Choral: “Jesu, Deine Passion ist mir lauter Freude”02:55
        • 13.“So lasset uns gehen” [Chor]04:31
      • Total:47:10