Klassik  Soloinstrument  Orgel
Gunther Rost Trilogies: Marcel Dupré: Trois Préludes et Fugues op. 7 (1912), Trois Esquisses op. 41 (1946) - Jehan Alain: Trois Danses JA 120 (1940) OC 679 SACD
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FormatSuper Audio CD
BestellnummerOC 679
Barcode4260034866799
LabelOehmsClassics
Erschienen am11.01.2011
Verkaufsrang14777
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Alain, Jehan
  • Dupré, Marcel

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      Trilogies

      Marcel Dupré: Trois Préludes et Fugues op. 7 (1912), Trois
      Esquisses op. 41 (1946)
      Jehan Alain: Trois Danses JA 120 (1940)
      Gunther Rost, Schuke-Orgel der Neubaukirche der Julius- Maximilians-Universität Würzburg

      Marcel Dupré und Jehan Alain gehören zu den bedeutendsten französischen Orgelkomponisten des 20. Jahrhunderts. Sie stehen am Ende der großen symphonischen Orgelromantik, die sich in Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfaltete. Zu den frühesten Werken Duprés zählen die Trois Préludes et Fugues op. 7, die auch als seine berühmtesten Werken gelten. Bei seinen Trois Esquisses hingegen hatte er bereits sein Vermächtnis im Blick. Widmungsträgerin ist seine Schülerin Jeanne Demessieux, die er als seine Meisterschülerin betrachtete und die sein künstlerisches Erbe weiterführen sollte. Allerdings kam es schon 1945 zum Zerwürfnis zwischen Dupré und Demessieux.
      Jehan Alain zeigte früh ein unorthodoxes, äußerst vielseitiges Talent, das sich neben Musik auch auf Dichtung und bildende Kunst erstreckte. Den Höhepunkt seines kompositorischen Schaffens bilden die Trois Danses. Er vollendete das Werk während seines Fronteinsatzes im zweiten Weltkrieg, den er nicht überleben sollte.
      Zwischen dem Interpreten Gunther Rost und den Komponisten der auf dieser CD zu hörenden Werke gibt es mehrfache Verknüpfungen: Gunther Rost war langjähriger Schüler von Marie-Claire Alain, der Schwester von Jehan Alain. Sie wiederum war Schülerin von Marcel Dupré.
      Noch während seines Studiums in Paris erhielt Gunther Rost einen Lehrauftrag an der Würzburger Musikhochschule, bevor er 27-jährig einem Ruf der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz folgte, wo er 2008 die Leitung des Instituts für Orgel übernahm.

      Marcel Dupré (1886?– 1971) und Jehan Alain (1911 – 1940) gehören zu den bedeutendsten französischen Orgelkomponisten des 20. Jahrhunderts. Sie stehen am Ende der großen symphonischen Orgelromantik, die sich in Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfaltete. Die Instrumente des genialen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll (1811 – 1899), der auch durch technische Neuerungen die Möglichkeiten der Orgel erweiterte, waren für die Komponisten Inspiration für eine großartige Blüte der Orgelmusik. Zu Cavaillé-Colls bedeutendsten Orgeln zählen jene in der Kathedrale Nôtre-Dame sowie in Saint-Sulpice in Paris.

      Dupré lernte den Orgelbauer als Kind noch selbst kennen. Er stammte aus einem musikalischen Elternhaus und zeigte schon früh seine außergewöhnliche Begabung. Seine Lehrer am Pariser Conservatoire waren die berühmtesten Organisten der Zeit: Alexandre Guilmant, Charles-Marie Widor und Louis Vierne. Dupré verfügte über eine enorme technische Virtuosität an der Orgel. Er war zudem ein begnadeter Improvisator und Pädagoge. Über Jahrzehnte zählte er zu den bekanntesten und besten Organisten der Welt und unternahm ausgedehnte Tourneen, vor allem in die USA. Ab 1926 war er als Orgelprofessor am Pariser Conservatoire tätig. Unter seinen zahlreichen Schülern waren u. a. Jehan Alain und Olivier Messiaen. Sein Einfluss als Lehrer und Komponist auf die Orgelmusik des 20. Jahrhunderts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

      Dupré hinterließ ein umfangreiches OEuvre für die Orgel, darunter zählen die Trois Préludes et Fugues op. 7 zu den frühesten Werken. Sie entstanden bereits 1912. Zu dieser Zeit bereitete sich Dupré auf den Kompositionswettbewerb um den Prix de Rome vor, den er nach zwei erfolglosen Versuchen 1914 schließlich auch gewann.

      Die Trois Préludes et Fugues sind nicht nur das herausragende Werk der frühen Schaffensperiode, sondern eine der berühmtesten Kompositionen Duprés insgesamt. Als er sie erstmals Organistenkollegen vorspielte, hielten diese den Schwierigkeitsgrad für so extrem, dass eine Publikation undenkbar schien. 1920 machte Dupré durch eine Gesamtaufführung des Bachschen Orgelwerkes in Paris auf sich aufmerksam. Sämtliche Kompositionen spielte er auswendig in zehn Konzerten in wöchentlichem Abstand – als erster Organist überhaupt. Im selben Jahr unternahm er eine Konzertreise nach London. Hier und in Konzerten an anderen Orten wurden seine Trois Préludes et Fugues vom Publikum begeistert aufgenommen, sodass sich der Verleger Leduc zu einer Veröffentlichung entschloss. Während seiner weiteren Konzertkarriere spielte Dupré die Werke immer wieder und bot insbesondere das dritte Stück gerne als Zugabe dar.

      Prélude et Fugue H-Dur eröffnet die Trilogie mit einer fulminanten Toccata im Carillonstil, das Hauptthema wird zuerst im Pedal vorgestellt. In einem leiseren Mittelteil erklingen Durchführungen des Themas, bevor es nach einem großen Crescendo im Kanon zwischen Oberstimme und Pedal als Reprise aufstrahlt. Eine kurze Coda mit Pedalsoli leitet zur Fugue über, die im Thema, das fast ausschließlich aus durchlaufenden Sechzehnteln besteht, Motive aus dem Prélude übernimmt. Das Wiederaufgreifen der Carillonmotivik am Ende der Fugue verdeutlicht, dass beide Sätze als untrennbare Einheit zu verstehen sind. Die zweite Komposition, Prélude et Fugue f-Moll, stellt nicht nur tonartlich einen absoluten Kontrast zum ersten Stück dar: Eine ruhig dahinfließende, elegische Melodie wird von hingetupften Sechzehnteln in aparter Registrierung (Gambe mit Octavin) begleitet. Das Fugenthema wird aus dieser Melodie abgeleitet. Die ernste, in zurückhaltenden 8´-Klängen registrierte, scheinbar endlose Fuge verklingt schließlich gleichsam im Nichts.

      Schnell wirbeln die Sechzehntel des dritten Prélude in g-Moll dahin. Die ausgedehnte, wehmütige Melodie, die vom Pedal in die Oberstimme wandert, wird im Laufe des Prélude zu einem bis zu achtstimmigen Satz erweitert, wobei das Pedal davon vier Stimmen zu übernehmen hat! Eine grandiose Fuge schließt die Trilogie ab. Im 6/8-Takt stürmt die Musik dahin, voller Energie und mit prächtigem Klang. Hier wird auch das Thema des Prélude wieder verarbeitet. Am Ende erklingt es nochmals in mächtigen Akkorden im Manual, während das Pedal das Fugenthema spielt.

      In den Jahren 1941 bis 1943 schrieb Dupré insgesamt zwölf technisch äußerst anspruchsvolle Studien für seine Schülerin Jeanne Demessieux. Er hatte sie erstmals als 15-jähriges Mädchen spielen hören und war beeindruckt von ihrem Talent. Zunächst erhielt sie privaten Unterricht bei ihm, absolvierte dann ein Studium am Conservatoire in seiner Orgelklasse und erhielt 1941 einen »Premier Prix«. Dupré arbeitete fünf weitere Jahre mit ihr und sah in ihr seine Meisterschülerin, die sein Werk in seinem Sinne weiterführen könne. Besonders ihr Pedalspiel lobte er: Keine andere Frau habe er je so gut spielen hören! Doch schon 1945 kam es zum Zerwürfnis zwischen Dupré und Demessieux.

      Die zwölf Studien gruppierte Dupré nach 1943 zu mehreren Werken um, darunter die 1945 abgeschlossenen Esquisses (Skizzen) op. 41. Wenngleich ein Autograph erhalten ist, das alle drei Stücke unter dem Titel Trois Esquisses enthält, führte Dupré 1946 nur zwei davon erstmals auf und veröffentlichte sie im selben Jahr im Druck. Die dritte Esquisse in C-Dur (in dieser Aufnahme an erster Stelle) erschien erst 1975, vier Jahre nach Duprés Tod. Warum Dupré dieses Werk zurückhielt, ist unklar.

      Alle drei Esquisses beinhalten extrem schwere und schnelle Pedalstimmen: Nr. 1 verlangt u. a. auf- und absteigende Tonleitern, in Nr. 2 hat der Spieler während der Voix-Céleste-Passagen im Manual Sechzehntelfiguren im Pedal zu bewältigen, kurz vor Ende der Komposition gemeinsam mit Sechzehnteln in der rechten Hand, in Nr. 3 spielen beide Füße in parallelen Oktaven Tonleiterfiguren, während im Manual Oktavtriller ausgeführt werden müssen. Doch damit nicht genug: Auch die Manualparts stellen große Anforderungen an den Ausführenden. In der zweiten Esquisse sind die dahineilenden Sechzehntel (mit aparter Bourdon 8´ + Tierce 1 3/5´-Registrierung) Verbindungen von Doppelgriffen mit repetierten Tönen, die dritte Esquisse ist eine Tour de force mit Oktaven und vollgriffigen Akkorden. Trotz aller Orientierung in Richtung technischer Etüden gelingt es Dupré doch, musikalisch reizvolle Kompositionen zu schaffen, die den Zuhörer unmittelbar ansprechen: Dem Glitzern der Sechzehntelfiguren in der zweiten Esquisse oder den kraftvollen Akkordrhythmen im dritten Stück kann man sich kaum entziehen.

      Wie Dupré kam auch Jehan Alain früh mit Musik in Berührung: Sein Vater Albert war Organist und hatte bei Guilmant studiert. Auch Jehans Geschwister Marie-Odile (1914 – 1937), Olivier (1918 – 1994) und Maire-Claire (*1926) schlugen eine professionelle Musikerlaufbahn ein. Obwohl Jehan Alain erfolgreich am Pariser Conservatoire studierte, hatte er selbst eine große Abneigung gegen alle akademische Musikausbildung. Während Duprés Werke strengen Strukturen und komplexer Kontrapunktik folgen, hatte Alain das Bedürfnis, sein schöpferisches Talent – das sich neben der Komposition auch in Zeichnung und Poesie äußerte – jenseits aller Regeln und Vorgaben zu entfalten. Seine Werke sind höchst originell und von ungeheurem Einfallsreichtum.

      Einen großen Einfluss auf die spezielle Klanglichkeit von Alains Werken hatte die Hausorgel der Familie, die neben traditionellen, romantischen Registern wie Salicional, Viole de gambe oder Flûte harmonique auch zahlreiche Obertonregister enthielt – erste Anzeichen einer Ablösung der romantischen durch die neobarocke Orgelästhetik. Die Beschäftigung mit Gregorianik und Alter Musik, aber auch mit außereuropäischen Klängen, mit Impressionismus und Jazz hinterließ in Alains Werken deutlich ihre Spuren. In den 1930er Jahren entwickelte Alain neue Tonsysteme und Skalen, unterwarf sich ihnen aber in seinen Kompositionen weniger systematisch, als es beispielsweise Olivier Messiaen tat.

      Die Trois Danses JA 120 bilden den Höhepunkt in Alains Orgelschaffen. Sie entstanden in den letzten drei Jahren vor seinem Tod und waren zunächst als Orchesterwerke geplant. Zunächst skizzierte er das Werk für Klavier; die Orgelfassung konnte er während seines Kriegseinsatzes an der Front noch vollenden und schickte sie wenige Tage vor seinem frühen Tod nach Paris. Die Orchesterfassung, die er bei sich trug, ging verloren.

      Trois Danses thematisiert drei Grundaspekte des menschlichen Lebens: Freude, Trauer und Kampf. Die beiden Gegensätze der ungetrübten Freude der Kindheit (Joies) und der tragischen Erlebnisse von Trauer und Schmerz des reifen Menschen (Deuils) vereinen sich nach langem Ringen zu einem alle Facetten und Emotionen umfassenden Leben (Luttes). Diese Verbindung wird auch in der thematischen Struktur deutlich: In Joies werden zwei Themen vorgestellt und variiert; das Fanfarenthema eröffnet den Satz. Wenig später erklingt in tiefer Lage das zweite kraftvoll-tänzerische Thema. Deuils basiert auf einem einzigen Thema, das durch parallel geführte Akkordschichtungen in der Art von Mixturklängen in immer neue Klangfarben gehüllt wird. Luttes hat keine eigenen Themen, die drei bisherigen Themen werden wieder aufgegriffen und am Ende des Satzes zusammengeführt. Deuils ist überschrieben mit »Pour honorer une mémoire héroïque« (»Zum ehrenden Gedenken an eine Heldentat«). Alain wies darauf hin, dass dieser Satz auch einzeln gespielt werden könne unter dem Titel Danse funèbre pour honorer une mémoire héroïque. Er widmete Deuils seiner 1937 bei einer Bergbesteigung tödlich verunglückten Schwester Marie-Odile, ein Ereignis, das Jehan tief traf und in ihm Vorahnungen von einem eigenen frühen Tod weckte.

      Dr. Katharina Larissa Paech,
      Graz 2010

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      SACD 1
      • Marcel Dupré (1886 – 1971)
        Trois Préludes et Fugues op. 7 (1912)
        Prélude et Fugue en si majeur in B major H-Dur
        • 1.Animato (Prélude)02:50
        • 2.Un peu moins vite (Fugue)03:44
      • Prélude et Fugue en fa mineur in f minor f-Moll
        • 3.Cantabile (Prélude)04:52
        • 4.Moderato (Fugue)05:10
      • Prélude et Fugue en sol mineur in g minor g-Moll
        • 5.Vivace (Prélude)03:17
        • 6.Vif (Fugue)02:57
      • Jehan Alain (1911 – 1940)
        Trois Danses JA 120 (1940)
        • 7.Joies / Joys / Freuden07:44
        • 8.Deuils / Grief / Trauer13.04
        • 9.Luttes / Combats / Kämpfe04:34
      • Marcel Dupré
        Esquisse op. 41 (1946)
        • 10.Esquisse en ut majeur in C major C-Dur (publ. 1975)04:13
      • Deux Esquisses op. 41 (1946)
        • 11.Esquisse no. 1 en mi mineur in e minor e-Moll02:11
        • 12.Esquisse no. 2 en si bémol in b-flat minor b-Moll03:33
      • Total:45:05