Klassik  Soloinstrument  Klavier
Amir Katz Frédéric Chopin: 21 Nocturnes OC 779 2 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Mittwoch, 21. Mai 2025 Preis: 22,99 EURO

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Format2 Audio CD
BestellnummerOC 779
Barcode4260034867796
LabelOehmsClassics
Erschienen am04.08.2010
Verkaufsrang11907
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Chopin, Frédéric

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Beschreibung weniger

      Frédéric Chopin

      21 Nocturnes
      Amir Katz, Klavier


      Erst nach vielen Konzertaufführungen und genauer Quellenforschung entschloss sich der in Berlin lebende Pianist Amir Katz zu einer Einspielung sämtlicher Nocturnes von Frédéric Chopin. Dabei versucht er Chopins Angaben bezüglich Tempo und Dynamik präzise zu befolgen, berücksichtigt aber auch die offensichtlichen Freiheiten in der Gestaltung, die für Chopin und Interpreten seiner Zeit selbstverständlich ein Kaleidoskop der kleinen Form waren. So entsteht eine akribisch gearbeitete, aber doch lebendige Interpretation, der die Energie des Spontanen nicht abhanden gekommen ist.
      Amir Katz wurde 1973 in Israel geboren und erhielt dort ersten Klavierunterricht. Seine weitere Ausbildung absolvierte er in Europa, Amir Katz lebt in Berlin.

      Amir Katz im Interview

      Provokative Frage gleich zu Beginn: Brauchen wir noch eine Einspielung der Nocturnes von Frédéric Chopin?
      Gegenfrage: Wieso nicht? Hätte ich jetzt fünf ganz verschiedene Aufnahmen angespielt, wer wüsste mit Sicherheit zu sagen, von wem sie stammen, welche die beste ist, welche von mir stammen könnte? Jede Generation von Pianisten hat ihre eigene Stimme. Es gibt immer wieder Entdeckungen im Detail, eine neue Urtext-Ausgabe, neue Instrumente. Dieses Spektrum unendlicher Möglichkeiten macht große Kunst unsterblich.

      Was macht für dich den Reichtum Chopins aus?
      Eine intime Freundin von Chopin, seine Schülerin und die Tochter von George Sand, Solange Clésinger, hat das sehr farbig beschrieben: „Unter den biegsamen und empfänglichen Fingern von Chopins fahler und zerbrechlicher Hand wurde das Klavier zur Stimme eines Erzengels, eines Orchesters, einer Armee, eines rauschenden Ozeans, einer Schöpfung des Universums, zum Ende der Welt. Welch göttliche Majestät! Welche Elementarkräfte, welche Schreie der Verzweiflung! Welche triumphale Hymnen! Welche süße Grazie, welch engelsgleiche Zartheit, welch unendliches Leid! Was für Trauermärsche und siegesgewisse Prozessionen! Welch ein Schimmer des Sonnenlichts auf Blumen in voller Blüte, auf einen gleißenden Fluss, auf ein Tal duftender Zitronenbäume! Welche Tränen aus der Tiefe eines feuchten Klosters! Welch ungeduldiges Wiehern eines Schlachtrosses, was für Ritter-Duelle, was für bäurische oder höfische Tänze, unterbrochen von Säbelgerassel oder dem Kanonendonner der Zitadelle! Und welch melancholische Regentropfen, die einer nach dem anderen auf die Kacheln des Klostergartens fallen!“

      Wie verbindlich ist für dich der Notentext mit seinen Vortrags-, Dynamik- und Tempoanweisungen?
      Den Begriff „Urtext“ muss man bei Chopin leider – oder auch nicht! – relativieren. Zum einen gibt es sehr viele Quellen, zum anderen hat Chopin seine Stücke jedesmal ein bisschen anders aufgeführt, in zahlreichen Varianten, mit neuen dynamischen Angaben, Phrasierungen und sogar mit anderen Noten. Es kann also sein, dass mehrere Fassungen gleichberechtigt sind, obwohl sie unterschiedlich sind. Besonders bei den Unterrichtsausgaben gab es Abweichungen, auch bei den Verzierungen, die ich interessant fand und bei dieser Aufnahme verwendet habe. In Jan Ekiers Ausgabe, die als DIE Urtext-Ausgabe gilt, steht: „Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend von uns korrigiert“. Ekier gibt in seinen kritischen Anmerkungen sehr wertvolle Informationen über die verschiedenen Quellen und die Aufführungspraxis, die sich aus den Unterrichtsexemplaren ergibt, aber man muss das wie Jean Jacques Eigeldingers Buch „Chopin – Pianist and Teacher“ mit Vorsicht genießen. In beiden Fällen gibt es Ungenauigkeiten und Subjektives.

      Das Rubato und überhaupt die Agogik sind ein Reizthema, was das Chopinspiel angeht!
      Aber das Rubato ist eine ganz feine Sache. Chopins Schüler Karol Mikuli betont, dass während die eine Hand begleitet – immer ganz streng im Tempo, singt die rechte Hand die Melodie ganz frei, manchmal zögert sie, manchmal artikuliert sie mit Vehemenz wie in einer Rede. Nachdem ich Aufnahmen von Mikulis Schülern Moritz Rosenthal und Raoul Koczalski gehört habe, denke ich ist mit der strengen linken Hand wohl eher der Puls gemeint, als eine absolut metronomische Ausführung der linken Hand. Das klänge störend und unnatürlich. Chopin selbst hat sich rhythmische Freiheiten genommen, die er nicht notiert hat. So schreibt er in einem Brief am 14. November 1829 über eine Schülerin: „Sie kann wirklich musikalisch fühlen, man braucht ihr nicht zu sagen: ‚Ein Crescendo hier, leise da; nun schneller, nun langsamer usw.‘“ Es wäre unmöglich, solche Freiheiten zu notieren. Chopins Rhythmen basieren fast immer – wie italienische Musik – auf Bewegung, auf einem sehr flexiblen Fließen.

      Wie stehst du zu den präzisen Metronomangaben, die Chopin für seine Stücke gemacht hat?
      Sie bergen bei Chopin ein gewisses Paradox. Chopin unterscheidet sehr sorgfältig zwischen Andante, Larghetto, Lento, Lento sostenuto usw. Allesamt sind sie von einer Vorstellung des „con moto“, also einer sehr fließenden Bewegung bestimmt. Ist das ein Paradox oder spielte man früher langsame Tempi schneller? Dafür gibt es Anhaltspunkte. Als ich angefangen habe, diese CD vorzubereiten und die Nocturnes in verschiedenen Städten spielte, wollte ich die Metronomangaben Chopins genau befolgen. Aber ich merkte schnell, dass man das Tempo nicht im Voraus festlegen kann. Viele Faktoren bestimmen das Tempo: die Akustik, der Saal als solcher, das Instrument, das ja jeden Abend ein anderes ist. Wichtiger ist es von innen – mit dem Herzen – eine enge Verbindung zur Musik herzustellen, als irgendwelche Tempovorgaben erzwingen zu wollen.

      Benenne bitte ein Detail!
      Schon in den ersten drei Nocturnes ist der Unterschied im Charakter enorm, je nach dem, wie schnell man sie spielt. Sie bekommen durch das schnellere Tempo eine gewisse Unruhe. Die Nr. 3 aus op. 9 spielt man meist recht langsam, dabei heißt die Tempobezeichnung „Allegretto scherzando“. Diesen Charakter kann man im Tempo der vorgeschriebenen Metronomangabe sehr gut treffen, sonst klingt diese Chromatik ganz nach „Lento e mesto“, also langsam und traurig.

      Hast du ein Lieblings-Nocturne?
      Nicht wirklich, ich liebe sie alle sehr! Trotzdem fällt mir ganz spontan die Nr. 16 in Es-Dur ein, also op. 55/2. Was die Linke zu spielen hat, gibt mir das Gefühl von einer Hand, die zwei Menschen umarmt. Und daraus entsteht für mich eines der sinnlichsten Liebesduette in der Musik überhaupt.

      Du warst gerade wieder in Polen – auf den Spuren deiner jüdischen Vorfahren, die den Holocaust nicht überlebt haben – und hast dort die Nocturnes gespielt. Wie hat sich das auf dein Spiel ausgewirkt?
      Die Nocturnes zu spielen, bedeutet immer, auf eine sehr emotionale Reise zu gehen und ich habe auch in meiner Aufnahme versucht, den Stücken einen psychologischen Zusammenhang zu geben, sie als Zyklus zu spielen. Im Gegensatz zu vielen Menschen, die in Europa leben und wissen, dass ihre Wurzeln hier seit hunderten von Jahren sind, sehe ich mein Leben als eine Art Reise. Ich habe in so vielen Ländern gelebt, weil ich immer auf der Suche nach meiner Identität bin. Die Tatsache, dass ich meine Wurzeln in Polen habe, verbindet mich mit diesem Land – und mit meiner Vergangenheit. Vieles kenne ich von meiner Familie, denn die Juden, die Polen verlassen haben, haben auch die Kultur und ihre Gewohnheiten mitgenommen. Dorthin zurückzukehren und die Gräber meinen Vorfahren zu finden, ist sehr wichtig für mich. Ich habe ein Konzert in Jaworzno zu Ehren meiner Familie gespielt. Und damit hat sich ein Kreis geschlossen.

      Das Interview führte Klaus Kalchschmid

      Titelliste weniger

      weniger CD 1
      • 1.Op. 9 No. 1 in B-flat minor05:22
      • 2.Op. 9 No. 2 in E-flat major03:59
      • 3.Op. 9 No. 3 in B major05:48
      • 4.Op. 15 No. 1 in F major04:05
      • 5.Op. 15 No. 2 in F-sharp major03:49
      • 6.Op. 15 No. 3 in G minor04:10
      • 7.Op. 27 No. 1 in C-sharp minor04:43
      • 8.Op. 27 No. 2 in D-flat major05:02
      • 9.Op. 32 No. 1 in B major04:46
      • 10.Op. 32 No. 2 in A-flat major05:39
      • 11.Op. 37 No. 1 in G minor06:16
      • 12.Op. 37 No. 2 in G major05:32
      • Total:59:11
      mehr CD 2
      • 1.Op. 48 No. 1 in C minor06:34
      • 2.Op. 48 No. 2 in F-sharp minor07:10
      • 3.Op. 55 No. 1 in F minor04:43
      • 4.Op. 55 No. 2 in E-flat major04:47
      • 5.Op. 62 No. 1 in B major07:34
      • 6.Op. 62 No. 2 in E major05:32
      • 7.Op. post. 72 No. 1 in E minor04:25
      • 8.KK IVa No. 16 in C-sharp minor04:38
      • 9.KK IVb No. 8 in C minor03:09
      • Total:48:32