orpheus chor münchen
Gerd Guglhör, LeitungGeorg Joseph Vogler, genannt Abbé Vogler, wurde 1749
in Würzburg geboren. Er machte sich einen Namen
als Musiktheoretiker, Kapellmeister und Komponist.
Er ging 1772 an den Hof von Kurfürst Karl Theodor
in Mannheim, später folgte er seinem Dienstherrn
nach München. Ab 1786 war er Kapellmeister am
schwedischen Königshof.
Der orpheus chor münchen steht in einer engen
Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk. Zu seinen
Schwerpunkten gehört Chormusik der Moderne
ebenso wie Werke des 17. und 18. Jahrhunderts.
Abbé Vogler Requiem
Georg Joseph Vogler, 1749 in Würzburg
geboren und 1814 in Darmstadt gestorben,
ist als Komponist heutzutage weitgehend
unbekannt, obwohl er Hunderte
von Werken der verschiedensten Gattungen
– Symphonien, Konzerte, Kammermusik,
Opern und Singspiele, Messen und Oratorien
– hinterließ. Tatsächlich jedoch war Vogler
weit mehr als nur Komponist. Als bedeutender
Musiktheoretiker gab er zahlreiche
Schriften heraus, er wirkte als Kapellmeister
und Pädagoge (seine bedeutendsten Schüler
sind Carl Maria von Weber und Giacomo
Meyerbeer), er beschäftigte sich mit Orgelbau
und Akustik und trat selbst als Orgelund
Klaviervirtuose auf.
Der Sohn eines Geigenbauers studierte
zunächst an den Universitäten Würzburg
und Bamberg Jus, hielt sich jedoch ab 1771
in Mannheim auf, um seine „Kenntnisse in
der Tonwissenschaft zu vertiefen“. Kurfürst
Karl Theodor förderte den jungen Musiker
und gewährte ihm ein Stipendium für eine
Italienreise. Vogler besuchte Padua, Bologna,
Rom, wo er u.a. Unterricht bei Hasse erhielt.
Während dieser Reise empfing er auch die
Priesterweihe. Schon bald nach seiner Rückkehr
nach Mannheim wurde Abbé Vogler
zum Vize-Kapellmeister am kurfürstlichen
Hof ernannt.
Nach dem Wegzug des Hofes nach
München blieb Vogler zunächst in Mannheim,
wo er in eine „Tonschule“ errichtete,
in der er Schüler ohne Ansehen von Stand,
Geschlecht und Religion unterrichtete und
öffentliche Vorlesungen hielt, die unter dem
Titel „Kenntnisse in der Tonwissenschaft“
1776 gedruckt erschienen.
E nde Dezember 1780 brach er zu einer
mehrjährigen Reise nach Paris und London
auf. Sie sollte der Beginn einer lebenslangen
Reisetätigkeit sein. Wo immer es ging, gab
er Konzerte und hielt er musiktheoretische
Vorträge. 1784 wurde Vogler als Erster Kapellmeister
an den Münchner Hof berufen,
jedoch schon im März 1785 ging er wieder
auf Reisen durch Deutschland und die Niederlande.
1786 wurde der Abbé vom schwedischen
König Gustav III. als Musikdirektor
nach Stockholm berufen. Seiner unruhigen
Natur folgend, begab er sich jedoch schon
Ende 1787 auf eine mehrjährige Reise
durRussland, das Baltikum, Polen, Deutschland,
Holland und England, ehe er wieder nach
Schweden und im Juni 1800 schließlich nach
Deutschland zurückkehrte.
In den Jahren 1805/06 hielt sich Vogler,
der mittlerweile ein „Simplifikations System
für den Orgelbau“ entwickelte hatte, das
auf eine möglichst ökonomische Anlage des
Werks bei einem Maximum an Klang zielte,
in München auf. Er begann, die Orgel der
Peterskirche nach seinen Vorstellungen umzubauen
und plante auch einen Umbau der
Orgel von St. Michael, an der sein Freund
Caspar Ett wirkte. Während erstere fertiggestellt
wurde, geriet Vogler jedoch durch
den begonnenen Orgelbau von St. Michael
in finanzielle Schwierigkeiten, so dass dessen
Fortsetzung unterblieb. 1807 folgte Vogler
einer Berufung durch Großherzog Ludewig
von Hessen, der ihn als Geistlichen Geheimen
Rat an seinen Hof in Darmstadt holte.
Von dort aus reiste er mehrmals nach München,
um die hier begonnenen Orgelbauten
fertig zu stellen.
Abbé Voglers Wirken fand in München
viel Beifall. Als Kapellmeister der Münchner
Hofoper komponierte er für den Münchner
Fasching 1784 die Opera seria Castor und Pollux,
die 1806 nochmals aufgeführt und auch
von Kronprinz Ludwig geschätzt wurde. Auf
dessen Wunsch wurde Vogler auch korrespondierendes
Mitglied der Bayerischen Akademie
der Wissenschaften. Als der Abbé am 16. und
19. Oktober 1809 auf der nach seinem System
neu erbauten Orgel der Münchner Peterskirche
konzertierte, fand sich überaus zahlreiches
Publikum ein; das erste Konzert wurde sogar
vom Hof besucht. Höhepunkte seiner Auftritte
waren stets programmatische Werken
zwischen Improvisation und Komposition.
Berühmt war Vogler für seine musikalische
Darstellung eines Gewitters, eines Erdbebens
sowie des Sturzes der Mauern von Jericho.
Laut dem Münchner Musikschriftsteller Lipowski
malte er mit Tönen wie mit Farben,
berechnete „den musikalischen Effekt, sah
vorzüglich auf Wohlklang, richtige Darstellung
des überströmenden Gefühls, und einer wahren
Empfindung, verband Melodie mit einer gehaltvollen
Harmonie, und gefiel ausnehmend“.
Auch in seine kirchenmusikalischen Werke
flossen profan-theatralische Tonmalereien.
Voglers Großes Requiem in Es-Dur entstand
möglicherweise bereits während seiner
Münchner Zeit 1805/06. Als 1809 in Wien
Joseph Haydn gestorben war, bemühte sich
Vogler vergebens um seine Aufführung bei
dessen Beerdigung. Tatsächlich wurde das
Werk zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt;
erst vier Jahre nach seinem Tod erschien das
Requiem im Druck. Das Werk, das Carl Maria
von Weber als „göttlich“ bezeichnet hatte,
gefiel den Zeitgenossen sehr wohl; dennoch
geriet es bald in Vergessenheit.
Dr. Brigitte Huber