Klassik  Sinfonische Musik
Bertrand de Billy & ORF Radio Symphonie Orchester Wien Dvorak: Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ / Suk: Märchen (Pohádka) op. 16 OC 745 CD
2 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Mittwoch, 2. Juli 2025 Preis: 12,99 EURO

Detailinformationen weniger

FormatAudio CD
BestellnummerOC 745
Barcode4260034867451
LabelOehmsClassics
Erschienen am04.06.2009
Verkaufsrang19274
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Dvorák, Antonín
  • Suk, Josef

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

Presseinfosweniger

Weitere Veröffentlichungen des Künstlersweniger

    Das könnte Sie auch interessierenweniger

      Beschreibung weniger

      Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“
      Radio-Symphonieorchester Wien
      Bertrand de Billy, Dirigent


      Der Amerika-Aufenthalt der Familie Dvorák ab 1892 bedeutete in doppelter Hinsicht einen vorübergehenden Verzicht für Dvoráks 18-jährigen Kompositionsschüler Josef Suk: Dieser musste nicht nur für längere Zeit ohne seinen Lehrer, Ratgeber und väterlichen Freund auskommen, dazu wurde er noch von Dvoráks Tochter Otylka getrennt, zu der sich eine Beziehung anbahnte. Nach der Rückkehr der Dvoráks dauerte es noch einige Jahre bis die beiden schließlich 1898 heirateten. Aus seinem Märchen-Melodram Radúz a Mahulena, das im Hochzeits-Jahr 1898 uraufgeführt wurde, destillierte Josef Suk die viersätzige Orchestersuite Pohádka op. 16.

      Antonin Dvorak (1841–1904)
      9. Sinfonie e-Moll op. 95, „Z nového sveta“ (Aus der Neuen Welt)

      Josef Suk (1874–1935)
      „Pohádka“ (Märchen), Sinfonische Suite E-Dur op. 16


      In bitterer Armut absolvierte Antonín Dvorak die Prager Orgelschule. 1859 legte er ein glänzendes Examen ab, doch musste er sich mit Tanzmusik, als Orchesterbratscher und Klavierlehrer noch jahrelang über Wasser halten. Dessen ungeachtet heiratete er 1873 seine frühere Schülerin Anna C? ermáková. Schwer traf das Paar der Verlust der drei ersten Kinder: Josefa starb am 19. September 1875 zwei Tage nach der Geburt. Im August 1877 trank die elf Monate alte Ru°zena versehentlich Milch, in die zuvor Zündhölzer gefallen waren und starb an der Vergiftung. Nur drei Wochen später erlag der dreijährige Otakar den Windpocken. Glücklicherweise wurden später sechs weitere Kinder geboren, die überlebten – Otylka (1878), Anna (1880), Magdalena (1881), Antonín (1883), Otakar (1885) und Aloisie (1888). Zwar hatten dem Komponisten die Slawischen Tänze (1878) und andere Werke, dank Vermittlung von Brahms im renommierten Verlag von Simrock erschienen, den Durchbruch gebracht. Auch waren die Konzertreisen als Dirigent eigener Werke, die er ab 1884 insbesondere nach England und Russland unternahm, finanziell ertragreich. Doch Ende der Achtziger hatte schließlich Dvorak eine Familie mit sechs Kindern zu versorgen. Dies mag mit den Ausschlag dafür gegeben haben, dass er Ende 1890 nach anfänglichem Zögern zusagte, an der neu gegründeten Kompositionsschule des Prager Konservatoriums zu unterrichten.

      Unter den zwölf Schülern seines ersten Lehrjahrs war der 17-jährige Josef Suk der Begabteste. Er war schon seit 1885 am Konservatorium und praktisch mit dem Studium fertig, doch blieb er noch, um bei Dvorak Komposition studieren zu können. Suk wurde bald sein Lieblingsschüler und Freund; seinen Abschluss bei ihm machte er im Sommer 1892 mit der Dramatischen Ouvertüre op. 4. Auch ging Suk im Hause der Dvoraks ein und aus. Die älteste Tochter Otylka hatte es ihm bald angetan, doch musste er sich zurückhalten – am 4. Januar 1892 war Josef 18 geworden, doch Otylka wurde im Sommer erst 14. Zu allem Überfluss wurde sie ihm für einige Zeit genommen, denn unterdessen hatte Dvorak nach langem Zögern ein lukratives Angebot angenommen: Jeanette Thurber, reiche Mäzenin und Präsidentin des Nationalen Konservatoriums in New York, hatte erkannt, dass eine Persönlichkeit aus Europa Direktor ihres jungen Institutes werden sollte, um es an die Spitze zu bringen. Sie bot Dvorak großzügige Konditionen. Am 20. Juni 1891 schrieb der Verblüffte an den Freund Alois Göbl: „Ich soll für zwei Jahre nach Amerika fahren, die Direktion des Konservatoriums übernehmen und zehn Konzerte leiten (eigene Kompositionen), für acht Monate und vier Monate (follow) werden mir dafür jährlich 15.000 Dollar, das heißt über 30.000 Gulden angeboten.“ In Prag bezog er ein Jahresgehalt von 1.200 Gulden …

      Am 17. September 1892 schiffte sich Dvorak in Bremerhaven ein und reiste mit der „Saale“ nach New York. Ihn begleiteten Gattin Anna, Tochter Otylka und der neunjährige Sohn Tonik. Außerdem hatte er als „Mädchen für alles“ den Schüler und Freund Josef Kovar?ík mitgenommen, geboren als Sohn tschechischer Emigranten in Spillville/Iowa und ab 1888 Student in Prag – Dvorak nannte ihn liebevoll den „Indianer“. Die vier übrigen Kinder blieben bei Vater, Schwager und Schwester zurück. Jeannette Thurber hatte einen beispiellosen PR-Rummel angezettelt. Am 6. Oktober 1892 schrieb Dvorak in die Heimat: „Die Zeitungen in ganz Amerika machen ungeheures Aufhebens; sie begrüßten mich wie einen Erlöser. (…) Ich selbst wurde gleich am ersten Tag von Reportern bestürmt, was schrecklich war.“ In der East 17th Street 327 fanden die fünf eine geräumige Wohnung. Dvorak trat sein Amt am National-Konservatorium mit allem gebotenem Engagement an. Auch wurde schon sein erstes Konzert am 21. Oktober, u.a. mit dem Te Deum und drei Ouvertüren, ein großer Erfolg.

      Noch im November beendete er den Hymnus The American Flag und machte sich Gedanken über eine neue Sinfonie. 1931 schilderte Harry Petterson Hopkins, späterer Schüler Dvoraks in Prag, aus Gesprächen mit ihm darüber: „ ,Ich habe sie in F-Dur begonnen‘, sagte er nachdenklich, ,Ausdruck von Glück und Fröhlichkeit. So schrieb ich die Hälfte des ersten Satzes.‘ Er bemerkte meine Überraschung und fügte hinzu: ,Das zweite Thema erschien mir dann zu einfach, deshalb habe ich es nochmals verändert.‘ Dann fuhr er fort: ,Ich trage immer ein Merkbuch bei mir und so skizzierte ich die Themen, wie ich sie in Amerika hörte. Später beschloss ich, dass es besser sein würde, sie in Moll zu versetzen. Und so steht die Sinfonie nun in e-Moll.‘ “ Einiges vom ursprünglichen Material fand offenbar später Eingang in das ›amerikanische‹ Streichquartett op. 96, das in der Tat in F-Dur steht und nach der Sinfonie beendet wurde. Eigentlich inspiriert wurde die Sinfonie jedoch durch das Epos Hiawatha von Henry Wadsworth Longfellow (1807– 1882), das uralte Indianer-Legenden verarbeitet und von dem gleichnamigen Weisen berichtet, der sein Volk Liebe und Frieden lehrt. Eine tschechische Übersetzung war bereits 1872 in Prag erschienen; Dvorak kannte es gut und trug sich lange mit dem Gedanken, eine Oper daraus zu machen. Nach seiner Ankunft in New York plante er eine Hiawatha-Kantate, doch fand sich kein geeigneter Librettist, und das Projekt wurde aufgegeben.

      Dvorak interessierte sich sehr auch für indogene Volksmusik, die er als Grundlage für eine künftige amerikanische Musik betrachtete. Miroslav Ivanov legte in seinem vorzüglichen Buch „Dvorak in Amerika“ (orig. NovoSvetská, Prag 1985) nahe, dass er sogar schon früher mit solcher Musik in Berührung gekommen sein könnte: Anfang August 1879 gab es ein weit beachtetes Gastspiel einer Indianergruppe in Prag. Dvoraks Freund Novotny verfasste darüber eine Besprechung inklusive einiger Notenbeispiele der Indianergesänge, aus denen sich einiges im Material zur Sinfonie wie auch des Quartetts wiederfinden lässt. Allerdings stellte Dvorak später richtig: „Ich habe einfach Originalthemen geschrieben, denen ich die Eigentümlichkeiten indianischer Musik einverleibte, und indem ich diese Themen benützte, habe ich sie mit allen Errungenschaften modernen Rhythmus, der Harmonie, des Kontrapunkts und der Orchesterfarben weiterentwickelt.“ So mag man Amerikanismen aus der Sinfonie heraushören und vermuten, insbesondere die Innensätze seien eine Tanz- und Begräbnis-Szene aus dem Hiawatha-Epos, doch ist sie dessen ungeachtet die eines Böhmen in Amerika mit Heimweh, und im Anfang ihres Scherzo klingt sogar noch das Scherzo aus Beethovens Neunter an!

      Der Anklang im Schlussthema der Flöte des ersten Satzes an das Spiritual Swing low, sweet chariot kann freilich durchaus Absicht sein – lauten doch die Worte dazu „coming for to carry me home“ (!). Und was Dvorak eigentlich meinte, als er im Manuskript nach Beendigung am 24. Mai 1893 die Worte „From the new world“ nachtrug, nannte Josef Kovar?ík in seinen späteren Erinnerungen einen „der unschuldigen Scherze des Meisters“, der sich nach der Uraufführung über die verschiedensten Deutungen des Titels amüsierte „und sagte: ,Es scheint also, dass ich ihnen ein wenig den Kopf verdreht habe.‘ Und er fügte hinzu: ,Bei uns daheim werden sie gleich verstehen, was ich gemeint habe.‘ “ In der Tat: „Nový Svet“ (neue Welt) heißt noch heute ein Stadtteil von Prag am Rande des Hradschin, damals ein beliebtes Vergnügungsviertel …

      Josef Suk hatte unterdessen mit dem Aufbau seiner Karriere zu tun; insbesondere wurde er 1892 zweiter Geiger des Tschechischen Quartetts, das bald zu Weltruhm gelangen sollte und dem er bis 1933 angehören würde. Auf Otylka musste er warten, bis die Familie Dvorak am 30. Mai 1894 aus den Staaten zurückkehrte. Dass der mit der Pubertät seiner ältesten Tochter etwas überforderte Vater noch einmal nach Amerika zurück musste, mag für die Entwicklung der jungen Liebe zunächst hilfreich gewesen sein, doch nach seiner endgültigen Rückkehr nach Prag mussten Josef und Otylka behutsam und sehr lang sam ihre Familien an ihre aufblühende Liebe gewöhnen. Deren musikalisches Zeugnis wurde eine Bühnenmusik, die Suk 1897/8 zum Märchenspiel Radúz a Mahulena von Dvoraks Freund Julius Zeyer (1841–1901) komponierte. Die beiden gleichnamigen Königskinder können darin nicht zueinander, denn die Reiche ihrer Eltern sind verfeindet. Mahulenas Mutter Runa verfügt über Zauberkräfte und unternimmt immer neue Anstrengungen, die Verbindung der Kinder zu verhindern, bis am Ende der Fluch aufgehoben wird und die Liebe siegt. Suk identifizierte sich und Otylka mit den beiden Protagonisten – obwohl Dvorak selbst sich über die Verbindung freute. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass auf seinen Wunsch hin die Hochzeit der beiden an seiner eigenen Silbernen Hochzeit stattfand, am 17. November 1898.

      1898 war auch die Uraufführung von Radúz a Mahulena ungemein erfolgreich, und Suk fasste den Entschluss, parallel zu seiner im Entstehen begriffenen, herrlichen ersten Sinfonie E-Dur op. 14, aus der Bühnenmusik eine Suite zu gestalten, die ebenfalls in E-Dur steht und zugleich eine Hommage an seinen Schwiegervater darstellt: Sowohl inhaltlich als auch in der Struktur gibt es Parallelen zwischen dem 1900 beendeten Pohádka (Märchen) und den vier neuartigen Tondichtungen nach den Balladen von Karel Jaromír Erben, mit denen Dvorak 1897 von sich reden gemacht hatte. So klingt im Liebesthema von Radúz und Mahulena das Hochzeitsthema aus Dvoraks Waldtaube an. Das Übersinnliche – bei Suk gleich nach dem Liebesmotto vom Anfang – ist ein ebenso typisches Element in Dvoraks Balladen wie die Dorfmusikanten-Musik des zweiten und der Trauermarsch des dritten Satzes. Suk konnte übrigens damals nicht ahnen, was das Schicksal für ihn bereit hielt: Am 1. Mai 1904 starb Dvorak, und gut ein Jahr später, am 6. Juli 1905, auch Otylka. Den Verlust der jungen Frau, die nur 27 Jahre alt wurde, hat Suk nie verwunden. Seine monumentale Asrael-Sinfonie schrieb er beiden zum Gedenken.

      Benjamin-Gunnar Cohrs, © 2009

      Titelliste weniger

      CD 1
      • Josef Suk (1874-1935)
        Pohádka (Fairy Tale), Symphonic Suite in E Major op. 16*
        • 1.The constant love of Radúz and Mahulena and their trials Über die getreue Liebe von Radúz und Mahulena, und über ihr Leid Adagio, ma non troppo10:27
        • 2.Playing at swans and peacocks · Spiel der Schwäne und der Pfauen À la Polka03:55
        • 3.Funeral music · Trauermusik Andante sostenuto06:42
        • 4.Runa‘s curse and how it was broken by true love Runas Fluch und wie er durch die Liebe gebrochen wurde Allegro appassionato – Adagio, ma non troppo08:10
      • Antonin Dvorák (1841-1904)
        Symphony No. 9 in E Minor Op. 95 "From The New World"
        • 5.Adagio – Allegro molto12:10
        • 6.Largo – un poco più mosso11:32
        • 7.Scherzo. Molto vivace07:27
        • 8.Allegro con fuoco11:38
      • Total:01:12:01