Klassik  Sinfonische Musik
Mozarteumorchester Salzburg & Ivor Bolton Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 3 d-Moll OC 722 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Mittwoch, 23. Juli 2025 Preis: 12,99 EURO

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FormatAudio CD
BestellnummerOC 722
Barcode4260034867222
LabelOehmsClassics
Erschienen am03.02.2009
Verkaufsrang15657
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Bruckner, Anton

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Mozarteum Orchester Salzburg
      Ivor Bolton, Dirigent

      Ivor Bolton als Bruckner-Dirigent war noch vor wenigen Jahren ein eher ungewohntes Bild, doch nach nunmehr drei Bruckner-Einspielungen mit dem Mozarteum-Orchester hat er nachhaltig gezeigt, dass er Bruckners Musik eine eigene Farbe und eine ganz spezielle Aussage verleiht. Nun erscheint die vierte Folge im Salzburger Bruckner-Zyklus, wir hören die Sinfonie Nr. 3 in der von Leopold Nowak vorgelegten Fassung von 1889.

      Hinter der Wagner- Fassade
      Schlaglichter in der Rezeption von Anton Bruckners 3. Sinfonie

      Deutschland im Jahre 1937. Fanfaren dröhnen durch das Radio, erhaben umrahmen sie den „Tag der Deutschen Kunst“. Was im Sinne der Nationalsozialisten „deutsch“ tönt, wird beweihräuchert; alles „Nichtarische“, „Bolschewistische“ oder Experimentelle wird hingegen als „entartet“ diffamiert. Die Fanfaren zum Tag der Deutschen Kunst symbolisieren das im Sinne der Nazis „Urdeutsche“ schlechthin, deswegen wurden sie ausgewählt: Es handelt sich um Dur-Versionen des Hauptthemas aus der 3. Sinfonie von Anton Bruckner.

      Das Orchester des Reichssenders München nahm die Fanfaren am 30. Juni 1937 unter Karl List auf, Albrecht Dümling hat sie für sein wertvolles Tonarchiv Entartete Musik auf CD dokumentiert. Mit diesem Missbrauch durch die Nazis war der bislang absolute Tiefpunkt in der Rezeptionsgeschichte von Bruckners 3. Sinfonie erreicht – eine Rezeptionsgeschichte, die so verworren ist wie die Frage nach den unterschiedlichen Fassungen des Werks.

      Rückblick auf das Jahr 1872, Bruckner beginnt mit der Arbeit an der Dritten. In dieser Originalfassung steht alles im Zeichen des von Bruckner verehrten Richard Wagner. 1934 weist Robert Haas in seinem Bruckner- Buch insbesondere auf Zitate aus Wagners Tristan und Isolde, Walküre und Meistersinger von Nürnberg hin. Bruckner selbst widmete die 3. Sinfonie Wagner, nachdem er diesen nach Vollendung des Werks 1873 in Bayreuth besucht hatte; Bruckner wollte Wagner entweder die 2. oder 3. Sinfonie zueignen, der „Meister aller Meister“ (so Bruckner über Wagner) entschied sich für die Dritte.

      Laut Wagners Freund G. A Kietz soll sich in Bayreuth Folgendes zugetragen haben: „Der gute Bruckner trank und trank, trotz Jammer und Gegenwehr, die seine musikalischen Gespräche immer von neuem in komischer Weise unterbrachen.“ Am nächsten Morgen kam Bruckner beim Frühstück im Hotel auf Kietz zu: „Ach, Herr Hofrat“, so Bruckner. „Welches Glück, dass ich Sie sehe – ich bin der unglücklichste Mensch! Sie haben doch gestern gehört, dass ich dem Meister mehrere Sinfonien zur Auswahl für eine Widmung geschickt habe, und nun bin ich in der fürchterlichen Lage, dass ich mich nicht besinnen kann, welche davon der Meister gewählt hat. O das Bier, das schreckliche Bier!“



      Kietz erwiderte, es sei von einer Trompete gesprochen worden – nämlich die besagte Fanfare, das Hauptthema der Dritten. Damit war das Wagner-Schicksal der 3. Sinfonie besiegelt, doch da gibt es ein Problem: Die Wagner-Zitate gelten nur für die Originalfassung, für die zweite (1876/77) und dritte (1888/89) Version – letztere hören wir auf der vorliegenden CD – hat sie Bruckner nahezu vollständig gestrichen. Bei der Uraufführung der Dritten am 12. Dezember 1877 erklang die zweite Fassung, die erste wurde zu Bruckners Lebzeiten nicht aufgeführt.

      So wird deutlich: Die Wagner-Betonung in Bruckners 3. Sinfonie wird von Bruckner selbst mindestens relativiert. Dass sich die Nationalsozialisten für die „Urfassungen“ der Bruckner- Sinfonien stark machten, könnte auch hiermit zusammenhängen; denn Bruckners „Wagner- Sinfonik“ war ein zentrales Leitmotiv der Bruckner-Rezeption unterm Hakenkreuz, das unbedingt gewahrt werden musste. Und womöglich lag es auch an dem Engagement der Nazis für die „Urfassung“ der Dritten, dass diese erst 1982 von Eliahu Inbal eingespielt wurde.

      Wie auch immer – die Wagner-Betonung lenkt von anderen zentralen Rezeptionslinien ab, die auch zu Bruckners Lebzeiten kaum beachtet wurden. Ein zentrales Moment findet sich insbesondere im Finale: Hier überschneiden sich zwei semantisch konträre Themengruppen, nämlich einerseits ein Bläser- Choral und andererseits eine Polka in den Streichern. „So ist das Leben“, kommentierte Bruckner. „Die Polka bedeutet den Humor und den Frohsinn in der Welt – der Choral das Traurige, Schmerzliche in ihr.“ Dieses Zitat ist bezeichnend.

      Denn damit verweist Bruckner selbst auf eine mehr oder weniger subtile Tragikomik, wie sie die Romantik von Franz Schubert oder Robert Schumann über Hector Berlioz bis hin zu Gustav Mahler prägt – und die Wagner in dieser Form fremd ist. Im langsamen Satz seiner 4. Sinfonie wird Bruckner noch einen Schritt weitergehen: Hier wandelt sich ein Trauermarsch zu einem beschwingten Treiben. An diese Tendenzen knüpft Mahler im langsamen Satz seiner 1. Sinfonie von 1884/88 an und übersteigert sie um ein Vielfaches; hier verbindet sich ein Trauermarsch in Gestalt des Bruder-Jakob- Kanons in Moll-Version mit jüdisch-slawischen Folklore-Anklängen.

      Es wird also deutlich, dass die Wagner-Nähe nur eine Seite von Bruckners Musik darstellt. Welchen zentralen Einfluss Bruckners Sinfonik auf die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts hat, wurde bislang nicht umfassend und systematisch erörtert. Dabei spielt auch hier die 3. Sinfonie, mit der sich Bruckners originärer Tonkosmos erstmals vollständig ausdrückte, eine bedeutsame Rolle. Schon in den ersten Takten erwächst unter charakteristischem Bruckner-Rhythmus (aufeinander folgende Duole und Triole) eine eigene Klangfärbung.

      Zudem verstören die zahlreichen Generalpausen und Zäsuren, die der Weiterentwicklung etwas Statisches verleihen. Dies wird Dmitri Schostakowitsch im ersten Satz seiner 6. Sinfonie von 1939 aufgreifen und zu einem angsterstarrten Szenario wandeln, das als düsterer Kommentar auf Stalins Großen Terror 1936/38 gedeutet werden kann: Prompt fiel Schostakowitschs Sechste bei den Stalinisten durch. Zeitgleich knüpft in Nazideutschland der innere Emigrant und Nazi- Kritiker Karl Amadeus Hartmann auch an Bruckner an – und konterkariert damit das offizielle Bruckner-Bild, wie es 1937 in Gestalt der Fanfaren aus der Dritten durch das Radio dröhnte.

      Marco Frei

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      CD 1
      • Symphony No. 3 in D minor
        (Version 1889)
        • 1.Mehr langsam, misterioso21:14
        • 2.Adagio, bewegt, quasi Andante15:42
        • 3.Ziemlich schnell07:06
        • 4.Allegro13:13
      • Total:57:15