Klassik  Soloinstrument  Klavier
Bernd Glemser Johann Sebastian Bach: Piano Transcriptions OC 706 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Montag, 26. Mai 2025 Preis: 12,99 EURO

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FormatAudio CD
BestellnummerOC 706
Barcode4260034867062
LabelOehmsClassics
Erschienen am09.11.2007
Verkaufsrang9948
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Bach, Johann Sebastian

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Beschreibung weniger

      by Ferruccio Busoni, Sergei Rachmaninov, Myra Hess and Wilhelm Kempf
      Bernd Glemser, piano

      Klavierbearbeitungen von Werken Bachs haben sich seit dem 19. Jahrhundert fast schon zu einem eigenen Genre entwickelt. Meist sind es Persönlichkeiten mit musikalischer Doppelbegabung, Pianisten, die auch ein beachtliches kompositorisches Werk vorweisen, oder, wie im Falle Sergej Rachmaninovs, Klaviervirtuosen, die der Nachwelt vor allem als Komponisten im Gedächtnis sind. Immer aber verraten die Transkriptionen auch etwas über den persönlichen Zugang des Autors zu J.S. Bach. Auf seiner neuen CD stellt Bernd Glemser nicht nur einige der berühmten Bearbeitungen von Ferruccio Busoni vor (das Programm beginnt mit der d-Moll-Chaconne, die als Standardwerk im virtuosen Klavierrepertoire bezeichnet werden kann), sondern auch selten zu hörende Stücke von Sergej Rachmaninov, Myra Hess und Wilhelm Kempff.

      Musik durch ihre Veränderung erkennen
      Zu Transkriptionen Bachscher Musik für Klavier


      Im Jahre 1907 veröffentlichte Ferruccio Busoni seinen kühnen Essay Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. In diesem Klassiker der modernen Musikästhetik teilte der Komponist und Pianist in eher unsystematischer Form „einige Gedanken“ mit, „die Aufzeichnungen eines Musikers“. Unter den zahlreichen angerissenen, für sich genommen interessanten Themen fällt in Busonis Programmschrift besonders auf, dass er den Genie-Glauben des 19. Jahrhunderts nicht teilt: „Es kann der Mensch nicht schaffen, nur verarbeiten, was er auf seiner Erde vorfindet“. Der Künstler ist für Busoni nicht etwa ein gottgleicher Weltenschöpfer, sondern ein ehrlicher Arbeiter, der sensibel und kreativ auf das reagieren muß, was er an formbarem Material, an Gegebenem, auffindet.

      Dieser Gedanke, daß nämlich, wie es in der entsprechenden Bibelstelle heißt, „nichts Neues unter der Sonne“ geschehe (Prediger 1, 9), war für Busonis Zeit, die von Genieglauben und Fortschrittsgeist so tief geprägt war, so revolutionär wie ernüchternd. Überraschenderweise entwickelt Busoni diesen Gedanken anhand einer eher musikalischtechnisch anmutenden Frage, nämlich der nach Sinn und Wert von Bearbeitungen. In der zweiten Auflage des Entwurfs einer neuen Ästhetik zitiert Busoni dazu einen kurzen Text, den er bereits in einem Programmheft zu einem eigenen Konzert veröffentlicht hatte:

      „Um das Wesen der ,Bearbeitung‘ mit einem entscheidenden Schlage in der Schätzung des Lesers zu künstlerischer Würde zu erhöhen, bedarf es nur der Nennung Johann Sebastian Bachs. Er war einer der fruchtbarsten Bearbeiter eigener und fremder Stücke, namentlich als Organist. Von ihm lernte ich die Wahrheit erkennen, daß eine gute, große, eine universelle Musik dieselbe Musik bleibt, durch welche Mittel sie auch ertönen mag. Aber auch die andere Wahrheit: daß verschiedene Mittel eine verschiedene – ihnen eigene Sprache haben, in der sie den nämlichen Gehalt in immer neuer Deutung verkünden“.

      Die eigene oder fremde Bearbeitung eines Musikstücks sei also, das ist die Pointe, nicht etwa als seine Verfremdung anzusehen, sondern bringe durch die Veränderung gerade den identischen Wesenskern der Musik selbst zum Vorschein. In diesem Lichte muß man die zahlreichen Arrangements sehen, die Busoni besonders von Werken Bachs angefertigt hat. Die Spannweite solcher Aneignungen fremder Musik innerhalb der sogenannten Bach- Busoni-Ausgabe reicht dabei von der interpretierenden Edition von Klavierwerken über die Übertragung von Violin- und Orgelwerken auf die Möglichkeiten des Klaviers bis hin zu völlig freien „Compositionen und Nachdichtungen“. Alle diese fein differierenden Weisen der Anverwandlung einer fremden Schöpfung lassen sich auf engem Raum an Busonis Übertragung der Chaconne d-Moll aus der Partita Nr. 2 für Violine solo BWV 1004 studieren: In seiner Version, die er 1893 während seiner zweiten Amerika-Tournee öffentlich spielte, gewinnt er einen massiv-vollgriffigen, immens virtuosen Klaviersatz aus der zarten einzelnen Geigenstimme – eine Bearbeitungsleistung, die den Namen Nachkomposition wirklich verdient.

      Von anderer Art sind dagegen diejenigen Übertragungen Busonis, die auf Orgelwerke zurückgehen; hierbei kam es vor allem darauf an, die Pedalstimme in einen spielbaren Satz für zwei Hände zu integrieren. Zwischen 1907 und 1909 stellte Busoni insgesamt zehn Chorvorspiele zusammen, wobei er effektsicher besonders bildreiche Sätze herausgriff, die dann auch durch weitere Bearbeitungen populär wurden. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ BWV 645 wurde ursprünglich 1731 für die gleichnamige Kantate BWV 140 verfasst und später von Bach selbst als Eröffnungsstück in die kleine Sammlung der „Schüblerschen Choräle“ eingefügt. Die spätere Eigenbearbeitung legt es nahe anzunehmen, dass Bach selbst es als besonders gelungen empfunden haben könnte: Grundlage des Satzes ist eine eingängige Arien-Melodie, die vollkommen autonom eine großartige Entwicklung durchläuft, noch bevor der Choral in sie eingepasst wird. „Nun komm´ der Heiden Heiland“ BWV 659 und „Ich ruf´ zu dir, Herr Jesu Christ“ BWV 639 sind harmonisch komplexe Sätze, die Busoni auch durch seine Dynamisierung, Phrasierung und Agogisierung als geradezu meditativ interpretiert, während „Nun freut euch, liebe Christengmein“ BWV 734 als spielerisch-pianistischer Allegro-Satz vorgestellt wird.

      Ein besonderes Verhältnis hatte Busoni zu Bachs Orgelphantasien, denen er, wiederum im Entwurf, im Gegensatz zu den Fugen einen „starken Zug von Landschaftlichem (dem architektonisch Entgegenstehenden), von Eingebungen, die man mit ,Mensch und Natur‘ umschreiben möchte“, zugestand; Bach zeige sich hier als reiner Vertreter der „Ur-Musik“. Bei seinen Übertragungen klammerte er freilich die Fugen nicht aus; bereits 1888, und damit als erste seiner Bach-Anverwandlungen überhaupt, entstand seine Version von Präludium und Fuge D-Dur BWV 532, zwei Jahre später diejenige von Präludium und Fuge Es- Dur BWV 552, einem Werk, dem besondere Bedeutung zukommt, weil es die Rahmenteile des dritten Teils der Clavier-Übung liefert. Kein Geringerer als Arnold Schönberg sollte 28 Jahre später von diesem Ausnahmewerk eine großbesetzte Orchesterversion erstellen.

      Überhaupt zogen Busonis Bearbeitungen weite Kreise. Im Jahre 1933 machte Sergej Rachmaninov drei Sätze der Partita Nr. 3 EDur für Violine solo BWV 1006 für das Klavier urbar; es handelt sich wiederum um eine veritable Nachkomposition, weil Rachmaninov – wie schon Busoni im Falle der Chaconne – die einzelne Geigenstimme zu einem vollen Klaviersatz ausbaute. Auch der deutsche Pianist Wilhelm Kempff fertigte eine Reihe von Transkriptionen an; dem Siciliano aus der Flötensonate Es-Dur BWV 1031 dürfte nicht zuletzt deshalb eine besondere Bedeutung zukommen, weil es in der selben Tonart steht wie Kempffs bis heute bekanntestes eigenes Werk, seine Klaviersonate g-Moll op. 47. Im Falle des Chorales „Jesu bleibet meine Freude“ aus der Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ BWV 147 schließlich war es sogar die Klaviertranskription durch die englische Pianistin Dame Myra Hess, die das Stück mit seiner wunderbar schwebenden Melodie überhaupt erst weltweit bekannt machte. Gelungene Übertragungen wie diese zeigen, dass der Anteil der Bearbeiter kaum überschätzt werden kann, bringen doch gerade sie oft lange vernachlässigte Werke zu wohlverdienter Aufmerksamkeit.

      Michael Bastian Weiß

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      CD 1
      • Johann Sebastian Bach / Ferruccio Busoni
        • 1.Chaconne from the Partita II in D minor for violin solo BWV 100415:25
      • Johann Sebastian Bach / Ferruccio Busoni
        Orgelchoralvorspiele
        • 2.Wachet auf, ruft uns die Stimme BWV 645 Allegretto tranquillo03:35
        • 3.Nun komm’ der Heiden Heiland BWV 659 Adagio04:32
        • 4.Nun freut euch, lieben Christen g’mein BWV 134 Allegro01:54
        • 5.Ich ruf’ zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639 Andante. Mit Andacht03:25
      • Johann Sebastian Bach / Ferruccio Busoni
        Praeludium and Fugue in D minor for organ BWV 532
        • 6.Praeludium05:39
        • 7.Fugue05:51
      • Johann Sebastian Bach / Sergei Rachmaninov
        Suite from the Partita III in E major for solo violin BWV 1006
        • 8.Praeludium03:23
        • 9.Gavotte02:56
        • 10.Gigue01:31
      • Johann Sebastian Bach / Wilhelm Kempff
        • 11.Siciliano in G minor from the Sonata in E-flat Major for flute and harpsichord BWV 103103:42
      • Johann Sebastian Bach / Myra Hess
        • 12.Jesu bleibet meine Freude
          (“Wohl mir, dass ich Jesum habe”). Chorale from Cantata BWV 147
          03:17
      • Johann Sebastian Bach / Ferruccio Busoni
        • 13.Praeludium and Fugue in E-flat Major for organ BWV 55215:26
      • Total:01:10:36