Klassik  Soloinstrument  Orgel
Andreas Götz An Organ Treasure OC 622 SACD
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Preis: 15,99 EURO

Detailinformationen weniger

FormatSuper Audio CD
BestellnummerOC 622
Barcode4260034866225
LabelOehmsClassics
Erschienen am02.08.2007
Verkaufsrang8092
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Bruckner, Anton
  • Goller, Vinzenz
  • Liszt, Franz
  • Reger, Max
  • Rheinberger, Joseph

Presseinfosweniger

Weitere Veröffentlichungen des Künstlersweniger

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      Beschreibung weniger

      Anton Bruckner: Vorspiel und Fuge c-Moll
      Vinzenz Goller: Festpräludium in memoriam Anton Bruckner
      Franz Liszt: Variationen über „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“
      Josef Rheinberger: Orgelsonate Nr. 9 b-Moll op. 142
      Max Reger: Phantasie über den Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op. 52/2
      Andreas Götz, Organ by F.B. Maerz, St. Rupert, Munich

      Eine der wenigen erhaltenen großen Orgeln des Münchner Orgelbauers Franz Borgias Maerz findet sich heute in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Rupert in München. Herausragende Bedeutung erhält das Instrument dadurch, dass es zudem eine der wenigen überlebenden Konzertsaal-Orgeln dieser Zeit ist, ursprünglich wurde es nämlich für den königlichen Odeon-Saal gebaut und war hier bis 1907 beheimatet. Das Booklet dieser SACD gibt einen ausführlichen Einblick in die bewegte Geschichte des Instruments, das die Kriegswirren überstand und erst ab 1997 sorgfältig restauriert wurde. Der Organist Andreas Götz spielt auf dieser Orgel Werke, deren Komposition direkt mit der Odeon-Orgel verknüpft sind, oder deren Entstehung im unmittelbaren Umfeld anzusiedeln ist. Josef Rheinberger z.B. war als Orgel- und Kompositionsprofessor in München regelmäßig Solist an der Odeon-Orgel, und Andreas Götz beschränkt sich bei der Widergabe der Orgelsonate Nr. 9 ausschließlich auf die 25 erhaltenen Orgelregister aus dieser Zeit.

      Die Odeon-Orgel

      Vorliegende Aufnahme wurde auf der 1887 errichteten historischen Maerz-Orgel des königlichen Odeons in München aufgenommen. Seit 1907 befindet sich das inzwischen erweiterte Instrument in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Rupert, ebenfalls in der bayerischen Landeshauptstadt.

      Die Klangschönheit der Orgel dokumentiert eindrucksvoll die Kunst des bedeutenden süddeutschen Orgelbauers Franz Borgias Maerz, der an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu den führenden Instrumentenbauern seiner Zeit zählte. Durch seine Verbindung mit einem der ehemals berühmtesten und geschichtsträchtigsten Konzertsäle – 18 Jahre lang erklang die Orgel bei den Aufführungen im großen Saal des königlichen Odeon in München – kommt dem Werk zudem eine herausragende Bedeutung als Denkmalorgel und somit Stück Münchner Musiktradition zu.

      Der Erbauer der Odeon-Orgel

      Franz Borgias Maerz wurde 1848 als Franz Borgias Nothwinkler in München geboren. Nach dem Tod beider Eltern wurde der Knabe von dem befreundeten Nachbarsehepaar Max und Maria Maerz adoptiert.

      Das Orgelbauhandwerk erlernte er in der Werkstatt seines Stiefvaters, der das Unternehmen bereits in zweiter Generation leitete. Nach dem Tode von Max Maerz übernahm Franz Borgias ab 1879 den Betrieb seines Ziehvaters. Der wirtschaftliche Aufschwung Münchens am Ende des 19. Jahrhunderts führte dazu, dass die bis dahin eher unbedeutende Orgelbauanstalt in der Landsbergerstraße eine hervorragende Auftragslage verzeichnen konnte. Aufgrund der hohen Qualität seiner Werke wurde Maerz 1905 der Titel „Königlich Bayerischer Hoforgelbauer“ verliehen, der seine Stellung unter den bedeutendsten Orgelmachern der Zeit verdeutlicht. 1910 verstarb er nach längerer Leidenszeit in München.

      Sein OEuvre umfasst allein über 400 Orgelneubauten, 50 davon für die bayerische Landeshauptstadt. Durch den sich verändernden Zeitgeschmack, sowie durch Kriegsverluste sind zahlreiche Werke aus seiner Hand heute zerstört. Das Instrument in St. Rupert stellt so als einzige erhaltene Maerz-Orgel dieser Größenordnung in München und als eines der wenigen Beispiele einer erhaltenen Konzertsaalorgel ein besonderes Klang- und Zeitdokument dar, das die Meisterschaft seines Erbauers noch heute bezeugt. Ein vergleichbares Werk aus der Hand Maerz befindet sich erst wieder im Dom zu Augsburg.

      Das königliche Odeon in München

      Das zwischen 1826 und 1828 im Auftrag Ludwig I. nach Plänen von Leo von Klenze (1684–1764) im Stil der Neurenaissance erbaute Münchner Odeon gehörte bis zu seiner Zerstörung im Kriegsjahr 1944 zu den herausragendsten Stätten öffentlicher Musikkultur. Als Aufführungsort überregional bedeutender Konzertveranstaltungen, Sitz der Musikalischen Akademie und des königlichen Konservatoriums, das ab 1867 als königliche Musikschule neu gegründet wurde, gewann das Münchner Odeon schnell an internationaler Reputation.

      Aus der langen Reihe der hier konzertierenden Künstler seien stellvertretend nur Anton Bruckner, Johannes Brahms, Robert Schumann, Hans von Bülow, Gustav Mahler, Richard Strauss, Karl Straube und Josef Gabriel Rheinberger erwähnt.

      Die Orgel in St. Rupert München war also ursprünglich nicht als Kirchenorgel gebaut worden, sondern wurde von Franz Borgias Maerz als Konzertsaalorgel für das königliche Odeon konzipiert. Nach Abbau und Übertragung des alten von Joseph Frosch errichteten Werkes in die Stadtpfarrkirche Halsbach 1887 lieferte Maerz noch im selben Jahr ein neues zweimanualiges Instrument mit mechanischen Kegelladen und 25 Registern für den großen Konzertsaal. Äußerlich besaß die Maerz-Orgel damals ein noch völlig anderes Erscheinungsbild. Über einem schlichten Untergehäuse, das durch stehende quadratische Füllungen akzentuiert wurde, erhob sich ein dreiteiliger Pfeifenprospekt mit einfachen Flachfeldern, deren mittleres leicht vorsprang. Das geschmackvoll zurückhaltende Dekor mit Dreiecksgiebel und Zinnenfries fügte sich stilistisch gut in die Architektur des Konzertsaales ein.

      Der Wunsch, ein größeres Instrument zu besitzen – auch war die eher ungünstige Platzierung der Maerz-Orgel auf dem Orchesterpodium mehrmals beklagt worden – führte

      zwischen 1905 und 1906 zum Abbau des alten Werkes und zum Einbau einer neuen Orgel aus der Werkstatt der Orgelbaufamilie Walcker mit 64 klingenden Registern auf vier Manualen. Aufstellung fand das elektro-pneumatische Instrument auf dem Säulenumgang oberhalb der Tribüne. Der Zerstörung des Odeons im 2. Weltkrieg fiel auch die Walcker-Orgel zum Opfer.

      Der heutige Aufstellungsort der Odeon-Orgel:
      Die Stadtpfarrkirche St. Rupert Zwei Jahre nach ihrem Abbau erhielt die Maerz- Orgel 1907 in der gerade erst errichteten Stadtpfarrkirche St. Rupert im Münchner Westend eine neue Heimat. Bedingt durch die stetig steigende Einwohnerzahl der bayerischen Residenzstadt kam es damals zu mehreren Kirchenneubauten an der urbanen Peripherie. Der Entwurf für den groß angelegten Sakralbau stammte von dem berühmten Architekten Gabriel von Seidl (1848–1913). Zwischen 1901 (erster Spatenstich) und 1908 (Einweihung) entstand so am Gollierplatz ein überkuppelter Zentralbau über quadratischem Grundriss, dessen vier Seiten von je einer halbrunden Konche abgeschlossen wurden. Stilistisch griff der repräsentative Bau die Formensprache romanisch-byzantinischer Vorbilder auf.
      Umbauten und Restaurierung
      Beim Einbau in den Kirchenraum erweiterte Maerz – selbst Pfarrkind der Gemeinde – die Orgel um drei Zungen-Register (Trompete 8’ im I. Manual, Clarinette 8’ im II. Manual und Posaune 16’ im Pedal). Außerdem wurde die Traktur des Werks pneumatisiert. Zusätzlich wurden weitere Spielhilfen, wie z.B. zusätzliche Koppeln und freie Kombinationen, sowie ein Schwellzug hinzugefügt und der Winddruck auf 110 mm erhöht. Auch optisch musste sich das Werk an die neue Umgebung anpassen. Zeigte es sich im Konzertsaal noch von dessen neuklassizistischer Ausstattung geprägt (z.B. durch einen Dreiecksgiebel mit Lyra), wurde es nun durch Bogenfriesdekor, Rundgiebelaufsatz, Kreuze etc. an die Gegebenheiten des Sakralraumes angeglichen. Auch wurde der bisher dreiteilige Prospekt um zwei seitliche Flachfelder erweitert. Am Untergehäuse sind noch heute die Schnittstellen der Erweiterungen erkennbar.
      Im Jahr 1933 kam es durch die Münchner Orgelbaufirma Magnus Schmid zu umfangreichen Umbaumaßnahmen. Obwohl technisch immer noch einwandfrei, wurde das Instrument – um dem Zeitgeschmack und den modernen Möglichkeiten im Orgelbau zu entsprechen – um mehrere Stimmen und Spielhilfen (z.B. Pedalpiano und Registercrescendo) ergänzt. Die Stimmenzahl wurde auf 37 erhöht. Durch den Einbau hochtöniger Register, wie z.B. Sesquialter 2 2/3’ und Scharf 1’, und das Kürzen der Aeoline 8’ zum Piccolo 1’ (II. Manual), sowie dem Austausch des Cornetts durch eine Cymbel 2/3’ (I. Manual), sollte das ursprünglich romantische Klangbild des Werkes an das von der Orgelbewegung protegierte Ideal der norddeutschen Barockorgel herangeführt werden. Das äußere Erscheinungsbild des Instruments wurde vollständig verändert. Von dem originalen Gehäuse blieb nur das Untergehäuse erhalten. Der Prospektbereich mit seinen Flachfeldern wurde durch einen mächtigen Freipfeifenprospekt ersetzt, der zur Mitte hin vorhangbogenartig ansteigt. Den notwendig gewordenen neuen Spieltisch lieferte die Firma Ludwig Eisenschmid (Erling).
      Im zweiten Weltkrieg wurde das Instrument durch eine in der Nähe der Kirche einschlagende Sprengbombe schwer beschädigt. Scherben der geborstenen Kirchenfenster durchlöcherten die Prospektpfeifen und drangen so auch in die Windladen.
      Mitte des letzten Jahrhunderts kam es dann zu mehreren Eingriffen in das wertvolle Werk. Einige historische Pfeifenreihen aus der Werkstatt Franz Borgias Maerz wurden einfach gekürzt, um neue Klangfarben zu erhalten. Der Cellobass 8’ wurde so zum Choralbass 4’, das Dolcissimo 4’ zur Kleinquinte 1 1/3’ und die Vox coelestis 8’ zur Oktave 2’ umgebaut.
      Am Ende des 20. Jahrhunderts zeigte sich die Orgel in einem derart desolaten Zustand, dass eine umfangreiche Restaurierung unumgänglich wurde. Die Wiederherstellung hatte den Bestand des Instruments von 1907 zum Vorbild, dessen originale Disposition bis auf vier Register noch erhalten war. Gekürzte Pfeifen wurden wieder angelängt, fehlende rekonstruiert. Außerdem wurden die Erweiterungen aus dem Jahr 1933 teilweise umdisponiert und so klanglich sinnvoll an die älteren Werkbestandteile angeglichen. Zusätzlich wurde der bis dahin stumme 16’-Prospekt als Hauptwerksprinzipal spielbar gemacht. Die umfassenden Arbeiten wurden ab 1997 unter der Leitung des französischen Orgelbauers Jean-Paul Edouard durchgeführt. 2001–2003 vollendete Stefan Niebler die Gesamtintonation des Werkes.



      Zum Programm

      117 Jahre lang – von seiner Erbauung zwischen 1826 und 1828 bis zu seiner Zerstörung 1944 – prägte das königliche Odeon mit seinen Konzerten, Bällen, Künstlerfesten und sonstigen Veranstaltungen das kulturelle und gesellschaftliche Leben weit über die Grenzen Münchens hinaus. Namhafte Komponisten, Dirigenten und Interpreten gastierten in dem repräsentativen Saal. Zahlreiche Ur- und Erstaufführungen wurden hier zu Gehör gebracht.

      Die Intention der vorliegenden Einspielung ist es, ein Stück dieser Musiktradition zu dokumentieren und wieder lebendig werden zu lassen. Mit der Maerz-Orgel in St. Rupert ist das adäquate Instrument hierfür erhalten geblieben, denn es beherbergt, obwohl inzwischen umgebaut und erweitert, im Kern noch die ehemalige Orgel des königlichen Odeon.

      Zu den herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten, die mit dem Odeon aufs engste verbunden waren, zählte sicherlich Anton Bruckner (1824–1896). 1885 erlebte der Einundsechzigjährige hier mit der Aufführung seiner 7. Sinfonie unter dem Dirigat Hermann Levis einen der größten Erfolge seiner bisherigen Laufbahn. Im darauf folgenden Jahr konnte Bruckner miterleben, wie sein Te Deum vom Münchner Publikum ebenfalls begeistert aufgenommen wurde. Es ist überliefert, dass Bruckner jeweils nach der Generalprobe die Orgelbank bestieg und als musikalisches Dankeschön für die Orchestermusiker und Zuhörer sein organistisches Können eindrucksvoll unter Beweis stellte. Zu dieser Zeit befand sich noch ein Werk der Orgelbaufirma Joseph Frosch im großen Konzertsaal. Diese erste Odeon-Orgel hat sich im niederbayerischen Halsbach erhalten. Im kompositorischen Schaffen Bruckners ist der Einfluss der Orgel, die ihm als Inspirationsquelle diente, mannigfach. Dennoch sind von ihm insgesamt nur sechs Kompositionen für dieses Instrument erhalten, da er als begnadeter Improvisator wenig niedergeschrieben hat. Die Aufnahme seines Werks Präludium und Fuge in c-Moll für Orgel in das Programm dieser SACD ist als Reminiszenz an diesen großen Meister zu verstehen. Die Komposition selbst war von Bruckner ursprünglich als kontrapunktische Studie geplant gewesen. Im Vorspiel dominieren harmonische Komponenten, durch die das Werk einen festlichen Charakter erhält. Charakteristisch für das Präludium ist die chromatisch von as bis es absteigende Linie (Passus diriusculus) am Ende der Komposition, die über einem darauf folgenden neapolitanischen Sextakkord und dem Septakkord der erhöhten vierten Stufe zur Dominante zurückgeführt wird. In der Fuge scheinen bereits die für Bruckner typischen Motive und Elemente seiner späteren Symphonien – wie z.B. der Dreiklang und der Vorhalt der kleinen Sext vor der reinen Quint – vorweggenommen zu sein.

      Den musikalischen Brückenschlag von Bruckner in die Zeit der Erweiterung der Maerz-Orgel in den 30er Jahren des vorherigen Jahrhunderts bildet das Festpräludium für Orgel in memoriam Anton Bruckner von Vinzenz Goller (1873–1953). Das dem Zeitgeschmack entsprechend monumental anmutende Werk wurde anlässlich der Transferierung der Brucknerbüste in die Walhalla am 6. Juni 1937 geschrieben. Dieser für die Nationalsozialisten symbolische Akt der „Heimholung“ Bruckners ins Deutsche Reich (unter Anwesenheit von Hitler und Goebbels) wurde mit der Aufführung von Bruckners 5. Sinfonie durch die Münchner Philharmoniker unter Siegmund von Hausegger in der Minoritenkirche Regensburg begangen. Goller legte Motive aus dieser Sinfonie seinem Festpräludium zugrunde. Damit ist die Komposition – mit ihrem kurzen expressiven Vorspiel, das in eine freie Fuge mündet – auch eine musikalische Verneigung vor dem großen Symphoniker Anton Bruckner.

      Herzstück der Einspielung ist das historische Programm mit Werken von Liszt, Rheinberger und Reger, das Karl Straube (1873–1950) am 20. November 1905 im Münchner Odeon spielte.

      Leider konnte bis heute anhand der Quellenlage noch nicht eindeutig geklärt werden, ob dieses Konzertprogramm noch auf der Maerz-Orgel oder bereits auf ihrer Nachfolgerin, der Walcker- Orgel gespielt wurde. Das Opusbuch der Firma Walcker notiert die Vertragsaufgabe bereits in den Mai 1905 und verspricht eine Auslieferung bis spätestens Mitte Oktober desselben Jahres. Das Instrument selbst ist aber erst auf Anno 1906 datiert.

      Der Thomaskantor Straube begann sein Konzert mit dem Variationswerk über den chromatischen Instrumentalbass des Eingangschores der Bachkantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ von Franz Liszt (1811–1886). Dieses Motiv des Passus diriusculus verwendete Bach später auch im „Crucifixus“ der h-Moll- Messe. Die Komposition Liszts eignet sich mit ihren teils polyphon, teils akkordisch gesetzten Themenvariationen hervorragend dazu, sowohl die orchestralen Qualitäten als auch die Klangschönheit der Soloregister der Maerz-Orgel darzustellen. Das Werk wird durch 16 Takte Lento eingeleitet, die die folgenden kontrastierenden Variationen thematisch bereits vorwegzunehmen scheinen. Den Abschluss bildet der Schlusschoral „Was Gott tut das ist wohlgetan“ der besagten Kantate. Das Aufscheinen der Melodie dieses beliebten Kirchenliedes – in vorliegender Aufnahme mit der entrückt klingenden „Vox humana“ registriert – verleiht der klagenden Grundhaltung der Komposition einen hoffnungsvoll-triumphalen Ausblick.

      Die musikwissenschaftliche Forschung sieht in dem Werk, in dem Liszt seine persönlichen Schicksalsschläge – wie z.B. den Verlust seines Sohnes Daniel und den Tod seiner Tochter Blandine – zu verarbeiten suchte, auch ein Stück Trauerarbeit.

      Den unmittelbarsten Bezug zur Maerz-Orgel bildet das Schaffen von Josef Rheinberger (1839–1901), dessen Orgelsonate Nr. 9 in b-Moll (op. 142) bei dem Konzert am 20. November 1905 ebenfalls aufgeführt wurde.

      1867 erfolgte die Ernennung Rheinbergers zum Professor für Orgel und Komposition an der durch Richard Wagner und Hans von Bülow erneuerten königlichen Musikschule, die im Münchner Odeon ihre Heimstatt hatte. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tode 1901. Rheinberger war also mit der Maerz- Orgel bestens vertraut und hat auf ihr auch selbst häufig gespielt. Zahlreiche Kompositionen aus seiner Feder erklangen auf diesem Instrument zum ersten Mal. Herauszuheben ist hier besonders die Uraufführung seines Orgelkonzerts in g-Moll im Jahr 1894 unter der musikalischen Leitung von Richard Strauss. Den Solopart übernahm damals Josef Becht, der sich später im Zusammenhang mit der Übertragung der Maerz-Orgel nach St. Rupert gutachtlich über das Instrument äußerte und somit ihre Authentizität als ehemalige Odeon- Orgel eindeutig bezeugte. Die Orgelsonate Nr. 9 verfügt über drei Sätze: Präludium – Romanze – Fantasie und Finale. Das Finale besteht aus einer Fuge, deren Thema mit seinen fallenden Quinten an symphonische Motive Bruckners erinnert. Am Ende der Fuge greift der Komponist nochmals das Hauptthema des Präludiums auf. Rheinberger hat dieses anspruchsvolle Werk dem berühmten französischen Organisten Alexandre Guilmant gewidmet. Bei der Einspielung der Sonate wurden ausschließlich die 25 noch erhaltenen Originalregister der Maerz-Orgel verwendet, über die das Instrument während seiner Zeit im Odeon verfügte.

      Der fulminante Abschluss des historischen Straubeprogramms ist die Choralphantasie „Wachet auf ruft uns die Stimme“ (op. 52/2) von Max Reger (1873–1916). Mit Reger verband den Thomaskantor ab ca. 1897 eine lebenslange Freundschaft – bei dem Konzert im Odeon war der Oberpfälzer Komponist sogar persönlich anwesend. Eine klanglich weitgehend authentische Darstellung dieser komplex-virtuosen Choralphantasie scheint auf der Maerz-Orgel erst durch die Erweiterungen der 30er Jahre und die Renovierung des Instruments am Ende des vergangenen Jahrhunderts möglich geworden zu sein. Das Werk basiert auf dem gleichnamigen Kirchenlied von Philipp Nicolai aus dem Jahr 1599. Die geistige Größe dieser Komposition zeigt sich in dem Nebeneinander von Choralvariation und symphonischer Dichtung. Der düster eschatologischen Endzeitstimmung der Introduktion – die durch blitzartig aufflammende, den Jüngsten Tag anzukündigen scheinende Läufe und Akkorde unterbrochen wird – wird die jubelnde Fuge – innerhalb derer die Schlussstrophe „Gloria sei dir gesungen“ erklingt – gegenüber gestellt.

      Die Aufnahme in Form einer SACD ermöglicht es, einen lebendigen Eindruck von dem charakteristisch-symphonischen Klang der Odeon-Orgel in der außerordentlichen Akustik der Kirche St. Rupert (München) zu erhalten.

      Martina Topp

      Titelliste weniger

      SACD 1
      • Anton Bruckner
        • 1.Vorspiel und Fuge c-Moll.05:13
      • Vinzenz Goller
        • 2.Festpräludium in memoriam Anton Bruckner05:11
      • Franz Liszt
        • 3.Variationen über „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“.19:33
      • Josef Rheinberger Orgelsonate Nr. 9 b-Moll, op. 142
        • 4.Präludium. Grave – Allegro moderato10:20
        • 5.Romanze. Andantino06:04
        • 6.Fantasie und Finale12:25
      • Max Reger
        • 7.Phantasie über den Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op. 52/220.40
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