Klassik  Soloinstrument  Klavier
Susanne Kessel Music of European Immigrants and their American Contemporaries OC 534 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Mittwoch, 21. Mai 2025 Preis: 12,99 EURO

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FormatAudio CD
BestellnummerOC 534
Barcode4260034865341
LabelOehmsClassics
Erschienen am01.02.2006
Verkaufsrang19010
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Arlen, Harold
  • Bach, Johann Sebastian
  • Cage, John
  • Chaplin, Charlie
  • Cowell, Henry
  • Eisler, Hanns
  • Gershwin, George
  • Hupfeld, Hermann
  • Knell, Peter
  • Krenek, Ernst
  • Milhaud, Darius
  • Rachmaninov, Sergej
  • Schönberg, Arnold
  • Shapiro, Alex
  • Stravinsky, Igor
  • Williams, Big Joe

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Music of European Immigrants and their American Contemporaries
      Rachmaninoff · Bach/Siloti · Milhaud · Krenek · Hupfeld · Schönberg · Stravinsky · Williams · Knell · Gershwin · Eisler · Shapiro · Cowell · Chaplin · Arlen · Cage
      Susanne Kessel, piano

      In den 30er und 40er Jahren waren Los Angeles und Hollywood Begegnungs-stätte der jungen amerikanischen Komponisten und ihrer aus Europa immigrierten Kollegen. Die deutsche Pianistin Susanne Kessel lässt auf ihrer CD den Geist jener Jahre, als Schönberg, Chaplin, Stravinsky, Gershwin und viele andere sich in Lion Feuchtwangers kalifornischer Villa Aurora die Hand gaben, aufleben. Ein abwechslungsreiches Programm kurzer Klavierstücke fächert das ganze Spektrum der Musik auf, die in dieser kreativen Atmosphäre entstand. Rachmaninoffs unverwechselbarer spätromantischer Ton erklingt ebenso wie Musik der damaligen Avantgarde (Schönberg, Krenek, Eisler), aber auch Evergreens und Filmmelodien wie As Time Goes By oder Somewhere.

      Der Kreis der Freunde und Förderer der Villa Aurora e.V. gründete sich 1987 zur Rettung der Villa Aurora in Pacific Palisades / USA und zu Ehren und in Erinnerung an deutsche Künstler, Intellektuelle und Schriftsteller, die während des Nazi-Regimes in Deutschland Zuflucht an der Westküste der USA fanden.

      Seit 1995 wohnen und arbeiten Stipendiaten in der Villa Aurora, die ihren Arbeits- oder Lebensmittelpunkt in Deutschland haben. In Zusammenarbeit mit dem amerikanischen PEN-Center USA vergibt die Villa Aurora jährlich ein bis zu zwölfmonatiges Aufenthaltsstipendium für einen heute verfolgten Schriftsteller. Zudem realisiert der Freundeskreis der Villa Aurora eine Folge von transatlantischen Symposien, die den europäisch-amerikanischen Kulturaustausch befördern. Das Konzept der Künstlerresidenz Villa Aurora unterscheidet sich von dem anderer Künstlerresidenzen insofern, als wir versuchen, die Ergebnisse des Künstleraufenthaltes in einer Reihe von Nachfolgeprogrammen und Dokumentationen der deutschen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In dieser Reihe steht auch die CD von Susanne Kessel. Ihr Klavierkonzert wurde mit großem Erfolg am 23. Mai 2004 in der Villa Aurora vor einem begeisterten Publikum gespielt. Wir haben diese CD auch vor allem deshalb unterstützt, weil sie eine Hommage an die Komponisten bedeutet, die in der Nazizeit ins Exil gehen mussten, und viele dieser Komponisten regelmäßige Besucher der Villa Aurora waren, als Lion und Marta Feuchtwanger das Haus bewohnten.

      Die Villa Aurora hat sich zum Ziel gesetzt, das ehemalige Feuchtwanger-Haus mit demselben Geist eines lebendigen transatlantischen Kulturaustauschs zu beleben, wie er schon zu Zeiten der Exilanten im Haus vorbildlich war.

      Mechthild Borries-Knopp


      Susanne Kessel über diese Einspielung

      Im Frühjahr 2004 reiste ich mit einem Koffer voller Noten für zwei Monate nach Los Angeles. Ich war eingeladen worden, einige Klavierabende mit meinem Programm Das Kalifornische Konzert zu spielen. Ich wollte darüber hinaus Angehörige, Nachfahren, Schüler und Mitarbeiter der großen Komponisten treffen, die während des Zweiten Weltkrieges ihr Exil in Los Angeles verbracht hatten. Über diese Begegnungen sollte eine Rundfunksendung für den WDR entstehen. Außerdem hatte ich bereits vor meiner Reise Kontakte geknüpft zu Komponisten der jüngeren Generation, die heute in Los Angeles leben. Mit ihnen wollte ich deren Klavierwerke einstudieren. Es wurde eine spannende Reise, in deren Mittelpunkt die Komponisten der Stadt Los Angeles standen: Ein pianistisches Portrait der Stadt Los Angeles.

      In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts lebte ein Großteil der berühmtesten und wichtigsten Künstler Europas fern ihrer Heimat in den USA. Als Ort für ihr Exil wählten die meisten unter ihnen die Stadt Los Angeles. Die Filmindustrie Hollywoods bot dort lebensnotwendige Verdienstmöglichkeiten sowie ein vielversprechendes berufliches Betätigungsfeld für Komponisten, Schriftsteller, Regisseure und Schauspieler. Sie wohnten in den bürgerlichen Stadtteilen von Los Angeles: Hollywood, Beverly Hills, Pacific Palisades und Santa Monica – und warteten auf das Ende des Zweiten Weltkrieges.

      Viele dieser bereits in Europa berühmten Künstler machten auch in den USA schnell Karriere. Sei es als Filmkomponisten in Hollywood, als Universitätsprofessoren oder als vielbeachtete Schriftsteller von Romanen oder Drehbüchern. Manche allerdings konnten an den Erfolg in der Heimat nicht nahtlos anknüpfen. Die Bedingungen für Künstler waren oft andere als in Europa, und es lagen in mehrfacher Hinsicht damals „Welten“ zwischen den Kontinenten. Das Publikum war ein anderes, und auch die Kulturförderung funktionierte nach Gesetzen, die für die Emigranten oft schwer zu verstehen und zu akzeptieren waren. Wer sich nicht auf Amerika einstellte, blieb erfolglos. Es ging für alle Künstler auch darum, bei aller künstlerischer und kultureller Umorientierung die Grenze zur künstlerischen Selbstaufgabe nicht zu überschreiten.

      Die Anwesenheit der großen europäischen Künstler bereicherte das kulturelle Leben Kaliforniens nachhaltig, wobei besonders die jungen Amerikaner ganz unmittelbar von den unterrichtenden Komponisten profitierten. Eine ganze Studentengeneration amerikanischer Komponisten und Musiker wurde unter anderem bei Arnold Schoenberg, dem großen Komponisten der „Zweiten Wiener Schule“ ausgebildet, oder bei Ernst Krenek, der in Europa mit Rilke, Adorno, Kokoschka und Berg befreundet war. Die europäischen Komponisten konnten ihren Studenten einen künstlerischen Horizont vermitteln, der weit über den des reinen Kompositionsunterrichts hinausging. Aber auch diejenigen, die als Filmkomponisten arbeiteten, brachten neue musikalische Aspekte nach Amerika. Es war eine Zeit des intensiven kulturellen Austauschs zwischen Europa und den USA.

      Morton Subotnick, heute einer der weltweit bedeutendsten amerikanischen Elektronik- Komponisten, wuchs in Los Angeles auf. Als Jugendlicher erhielt er in der Nähe von Los Angeles Unterricht bei dem französischen Exil-Komponisten Darius Milhaud. Nach dem gemeinsamen Besuch eines Konzertes in Los Angeles erzählte mir Morton Subotnick von seiner Jugend in den 40er Jahren.

      „Als der Zweite Weltkrieg vorüber war, war ich alt genug, um die Musik Arnold Schoenbergs und Igor Strawinskys kennenzulernen. Diese beiden waren die zentralen Persönlichkeiten. Es war eine wunderbare Zeit! Ich hatte eine Abmachung mit Darius Milhaud: Ich erzählte ihm die neuesten Geschichten aus der Avantgarde in Los Angeles, dafür erzählte er mir vom Paris der 20er Jahre. Es war ein Segen für New York und Los Angeles, dass all diese Kultur-Giganten herüberkamen. Das hat die USA verändert. Allein ihre Anwesenheit veränderte die gesamte Kunstwelt. Sie brachten etwas ganz Besonderes. Ich glaube, es war eine glückliche Zeit. Nicht so glücklich für sie, aber es war eine glückliche Zeit. Wenn man jung ist und das alles erlebt, glaubt man, das sei normal. Einige Jahre später wurde mir aber klar, dass dies eine ganz besondere Zeit in Los Angeles gewesen ist. In Los Angeles regierte davor Hollywood, und auch seitdem wieder. Aber eine zeitlang war es ein intellektuelles Mekka, und ich wuchs zufällig genau zu dieser Zeit dort auf, und das war ein großes Glück! Im Laufe der Zeit wurden diese Leute älter und verschwanden, und niemand nahm ihren Platz ein. Es ist, als baute man ein Haus im Dschungel. Man baut ein Haus und stutzt all die Lianen und den wilden Wein, und dann hat man ein wunderschönes Haus. Aber wenn man den wilden Wein nicht stutzt, nimmt er wieder Besitz von dem Haus. Und Hollywood hat von uns Besitz ergriffen!“ (Morton Subotnick, 2004)

      Arnold Schoenbergs Assistent, der kalifornische Pianist, Komponist, Dirigent und Musikwissenschaftler Leonard Stein, lebte in den Hollywood Hills und war 2004 nach wie vor Veranstalter einer sehr bedeutenden Konzertreihe für Neue Musik mit dem Titel „Pianospheres“. Ich durfte ihn in seinem Haus besuchen. Wir sprachen über seine Zeit mit Arnold Schönberg und er arbeitete mit mir an einigen Klavierstücken Schoenbergs. Auf meine Frage, ob Schönberg sich jemals wirklich eingelebt hat in Los Angeles, antwortete Leonard Stein:

      „Doch, er hatte die Gabe, sich anzupassen. Einfach deshalb, weil er gerne unterrichtete! Er versuchte, einen Weg zu finden, diese , ungebildeten‘ Amerikaner zu unterrichten. Er hat sich angepasst.“ (Leonard Stein, 2004)

      Leonard Stein ist wenige Tage nach unserem Gespräch im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war ein bedeutender Zeitzeuge und spielte jahrzehntelang eine zentrale Rolle im Musik-leben der Stadt Los Angeles.

      Viele Nachfahren der damaligen Kriegs-emigranten leben noch heute in Los Angeles, und es waren einschneidende Erlebnisse für mich, Töchter und Söhne, Schüler und Mitarbeiter der großen Komponisten kennenlernen zu dürfen. Die meisten von ihnen waren begeistert von meiner Programmidee, einen Klavierabend zu spielen, der die Emigranten und die amerikanischen Komponisten, die während eines Zeitabschnittes in Los Angeles lebten, vereint. Viele luden mich in ihr Haus ein und erzählten in ausführlichen Gesprächen von der Zeit der großen kulturellen Diaspora in Los Angeles.

      Ich besuchte auch Gladys Nordenstrom Krenek, Ernst Kreneks Witwe. Sie lebt seit den 50er Jahren in deren gemeinsamem Haus in Palm Springs, dem knapp 200 km nordöstlich von Los Angeles entfernt gelegenen Wüstenstädtchen. Der Nachlass Ernst Kreneks, seine Bibliothek, die Briefkorrespondenz u.v.a. war wenige Tage zuvor zur „Ernst-Krenek-Institut- Privatstiftung“ in der Universität Krems in Österreich überführt worden, und sie musste sich nun erst einmal an das ungewohnt leere Haus gewöhnen. Gladys Nordenstrom Krenek, ebenfalls Komponistin, lernte ihren Ehemann als ihren Kompositionsprofesser kennen. Heute kümmert sie sich hauptsächlich um das Archivieren seines Nachlasses und ist mit dieser Aufgabe unermüdlich zwischen den USA und Europa unterwegs.

      „Ich glaube, Krenek ist ein Österreicher geblieben. Er war eigentlich ein Österreicher durch und durch. Aber hier in California hat er sehr gern gelebt. Er hat die Wüste sehr geliebt. Er hatte eine große Affinität zu dieser Dürre, der Trockenheit, vor allem aber liebte er die Sonne und die Vegetation. Er sagte, es hat sein eigenes Licht, und er hat sich sehr wohlgefühlt hier, muss ich sagen. Er war hier allerdings isoliert. In Europa hatte er mehr Freunde und kulturelle Verbindungen gehabt. Er musste hier sehr selbständig sein; viel mehr, als er das in Europa gemusst hätte. Er hatte Freunde hier, amerikanische Kollegen, besonders Roger Sessions. Wir waren befreundet mit Igor Strawinski und Robert Craft. Auch Milton Babbit war ein Freund von ihm. Und natürlich seine Studenten! Alle seine Studenten der Hamlin-University sind Professoren der University of San Diego geworden.“ (Gladys Krenek, 2004)

      Nach einem meiner Konzerte lud mich Yvonne Jurmann ein, sie in ihrem wunderschönen Haus in Hollywood zu besuchen. Sie ist die Witwe Walter Jurmanns, der durch Schlager wie Veronika, der Lenz ist da, San Francisco und Filmmusik zu Filmen der Marx-Brothers unsterblich geworden ist. Auch sie, ähnlich wie Gladys N. Krenek, lebt noch im gemeinsamen Haus und kümmert sich hauptsächlich um den Nachlass und das weltweite Andenken ihres Mannes. Sie reist häufig als Ehrengast zu Konzerten, in denen Walter Jurmanns Musik dargeboten wird, beispielsweise durch Max Raabe und das Palastorchester u.v.a. Sie erzählte mir, ihr Mann habe den Song Ninon für sie geschrieben. Und so habe ich ihn in mein Programm aufgenommen!

      „Er ist sein ganzes Leben lang Europäer geblieben. In seinen Manieren, seinem Geschmack. Aber das kann man in Amerika! Das ist eben das großartige an diesem Land: Man kann man selbst bleiben. Und das wird auch respektiert. Er war Amerika sehr dankbar, dass er wirklich die Möglichkeit hatte, sein Talent zu zeigen. Er war aber auch sein ganzes Leben sehr offen für neue Ideen, und er konnte gut beobachten. Er hat mit seinem ganzen Herzen die Atmosphäre von Amerika in sich verstehen wollen. Und dadurch hat er amerikanisch klingende Musik geschrieben. Er hat sehr viel Erfolg gehabt, weil er das eben mit ganzem Herzen gemacht hat. Und nicht das Schlechte hervorhob: Erst Schimpfen auf Wien und dann Schimpfen auf Los Angeles, was die meisten Emigranten machen.“ (Yvonne Jurmann, 2004)

      Der allererste Besuch auf meiner Reise galt der Villa Aurora – dem Wohnhaus Lion und Marta Feuchtwangers im Stadtteil Pacific Palisades, gelegen auf einem Hügel direkt über der Pazifikküste. Mein Lehrer Peter Feuchtwanger hatte mir schon vor vielen Jahren vom Haus seines Großonkels erzählt. Das Haus im spanischen Stil mit seinem Salon und seiner Bibliothek war einer der wichtigsten Treffpunkte der europäischen Emigranten während ihres Aufenthaltes in Los Angeles. Hier trafen sich Thomas Mann, Arnold Schönberg, Bertolt Brecht, Charles Chaplin, Albert Einstein, Otto Klemperer, Bruno Walter, Kurt Weill, Ernst Toch, Hanns Eisler, Ernst Krenek, Alfred Döblin, Sergej Rachmaninoff, Bruno Frank, Fritz Lang, Ludwig Marcuse, Alma Mahler-Werfel, Franz Werfel, Igor Strawinski, Heinrich Mann und viele andere. Private Zirkel wie diese in der Villa Aurora waren wichtige Treffpunkte und für das soziale und künstlerische Überleben in der Fremde unerlässlich. Es war von großer Bedeutung für den Erhalt der persönlichen Stabilität und auch der künstlerischen Qualität, sich innerhalb eines Zirkels mit europäischen Maßstäben austauschen zu können. Auch der Austausch mit den amerikanischen Kollegen war wichtig, um sich in der Neuen Welt zurechtzufinden und künstlerisch Neues zu entdecken. Zwar fanden regelmäßig intensive Gespräche mit Künstlern wie Charly Chaplin oder George Gershwin statt (Arnold Schönberg und George Gershwin waren leidenschaftliche Tennispartner!), die Emigranten blieben allerdings im Großen und Ganzen lieber unter sich.

      Das Kalifornische Konzert stellt die Treffen der europäischen und russischen Emigranten musikalisch nach. Es war ein unvergessliches Erlebnis, mein Programm im Salon der Villa Aurora aufführen zu dürfen. Genau in dem Zimmer also, in dem die Komponisten meines Programms ihre Zusammenkünfte abhielten. So muss es geklungen haben, wenn sie sich dort trafen und sich in Hauskonzerten gegenseitig ihre neuesten Werke vorspielten.

      Ich habe dieses Programm mehrfach in Los Angeles gespielt und war tief bewegt, als mir an einem der letzten Abende ein Komponist, der mich die meiste Zeit über begleitet hatte, erklärte, dass mein Publikum in den letzten Wochen hauptsächlich aus europäisch-stämmigen jüdischen Musikern der zweiten und dritten Generation bestanden habe. Die meisten haben das mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt, sondern sind mir einfach still gefolgt auf meiner Konzertreise durch die Salons der Stadt Los Angeles.

      Die Aufnahme des berühmten stillen Werkes „4´33´´“ von John Cage habe ich am 30.5.2004, am Blüthner-Flügel Ernst Tochs sitzend mit wenigen Zuhörern bei geöffneten Fenstern in Salon der Villa Aurora angefertigt. Neben Geräuschen wie Flugzeugen oder Motorrädern, wähnt man sich bei abendlichem Vogelgezwitscher mitten in der Atmosphäre von Lion Feuchtwangers legendären Salons. Ich habe dieses Stück Leonard Stein gewidmet.

      Mein herzlicher Dank an alle, die dieses Projekt möglich gemacht haben und mich auf meiner Reise unterstützten: Villa Aurora, Mechthild Borries-Knopp, Dieter Oehms, Ute Kirchhelle, Gladys Krenek, Leonard Stein, Michael Meyer, Alex Shapiro, Peter Knell, William Kraft, Heidi Lesemann, Claudia Gordon, Morton Subotnick, Ralph Grierson, Karen and Mike Lang, Jan and Bruce Hanifan, Martin Erdmann, Dietmar Bonnen, David Kremser und nicht zuletzt das Deutsche Auswärtige Amt.

      Susanne Kessel
      Die Komponisten

      Harold Arlen, geboren 1905 in Buffalo im Bundesstaat New York, trat in Vaudeville-Theatern auf und sang im Harlemer Cotton Club, bevor er mit Filmmusik berühmt wurde, unter anderem 1938 mit The Wizard of Oz. Zu seinen bekanntesten Standards zählen It’s only a Paper Moon und Stormy Weather. Er lebte und arbeitete teils in Hollywood, wo er mit George und Ira Gershwin gut bekannt war, teils in New York, wo er für den Broadway komponierte und 1986 starb.

      John Cage wurde 1912 in Los Angeles geboren und studierte dort bei Henry Cowell und Arnold Schoenberg, wohnte aber die meiste Zeit seines Lebens in New York. Die erste Gelegenheit zur Veröffentlichung einer Komposition bot ihm Cowell 1943 in seiner Zeitschrift New Music. Kurz vor seinem Tod in New York 1992 konzipierte Cage für das Los Angeles Museum of Modern Art eine umfassende Retrospektive seiner musikalischen und bildnerischen Werke.

      Der 1889 in London geborene Charles Chaplin arbeitete seit 1910 in den USA, bis er 1952 im Zusammenhang mit den Aktivitäten des von Joseph McCarthy geleiteten Komitees für unamerikanische Umtriebe während eines Aufenthalts in Europa mit einem Wiedereinreiseverbot belegt wurde. Obgleich dieses Verbot später wieder aufgehoben wurde, hielt sich Chaplin danach nur noch zeitweise in den USA auf und starb 1977 an seinem letzten Wohnsitz Corsier-sur Vevey in der Schweiz. Chaplin zeichnet für einige Musiken zu seinen eigenen Filmen verantwortlich, konnte aber keine Noten lesen, und so pflegte er seine Melodien unter anderem Hanns Eisler und Georg Kreisler vorzupfeifen, die diese dann aufschrieben und instrumentierten.

      Henry Cowell, geboren in Menlo Park bei San Francisco 1897, war Komponist, Pianist (vorwiegend seiner eigenen Werke), Musiktheoretiker, Kompositionslehrer und ein unermüdlicher Förderer und Propagator neuer Musik. 1925 gründete er die New Music Society in Los Angeles und 1927 New Music, eine Vierteljahresschrift für neue Partituren, 1955 veröffentlichte er zusammen mit Sidney Cowell die erste Monographie über Charles Ives. Er starb in Shady, New York 1965.

      Hanns Eisler, geboren 1898 in Leipzig, gestorben 1962 in Ost-Berlin, war zeit seines Lebens österreichischer Staatsbürger. Er studierte in Wienbei Arnold Schönberg, mit dem es wegen Eislers dezidierter Parteinahme für den Sozialismus zu einem Zerwürfnis kam, das erst in der Zeit des kalifornischen Exils wieder überwunden werden konnte. Eisler lebte von 1942 bis 1948 vorwiegend in Pacific Palisades, schrieb Filmmusik unter anderem für Charles Chaplin, Fritz Lang und Joseph Losey und wurde nach Anhörungen vor dem Komittee für unamerikanische Umtriebe aus den USA ausgewiesen, worauf er sich 1949 in Ost-Berlin niederließ.

      George Gershwin, 1898 in Brooklyn (New York) geboren, wurde bekannt sowohl durch Songs und Musicals als auch durch Werke des „Symphonischen Jazz“ wie Rhapsody in Blue. Unterricht in Komposition und Musiktheorie – unter anderem bei Henry Cowell – erhielt Gershwin auch noch, nachdem er 1931 das erste Mal Filmmusik für Hollywood geschrieben hatte. In Beverly Hills, wo er unter anderem mit Arnold Schönberg gut bekannt war – die beiden waren Tennispartner –, starb er 1937.

      Herman Hupfeld, geboren 1894 in Montclair im amerikanischen Bundesstaat New Jersey, begann seine musikalische Karriere als Saxophonist bei einer Navyband. Er schrieb zahllose Lieder im Bereich von Unterhaltungs- und Filmmusik, zu deren bekanntesten As Time Goes By gehört, das zwar schon 1931 für das Musical Everybody’s Welcome komponiert wurde, aber erst 1942 durch den Film Casablanca weltweite Berühmtheit erlangte. Hupfeld starb in seinem Heimatort 1951.

      Der gebürtige Wiener Walter Jurmann, Jahrgang 1903, ging 1927 nach Berlin, wo er rasch im Bereich der Unterhaltungsmusik und beim Film Karriere machte, unter anderem mit Liedern für Hans Albers, Richard Tauber und die Comedian Harmonists (Veronika, der Lenz ist da). 1933 floh er nach Paris und setzte hier, wie auch ab 1935 in Hollywood seine künstlerische Zusammenarbeit mit Bronislaw Kaper fort, so bei zwei Filmen der Marx Brothers (A Night at the Opera und A Day at the Races). Jurmann starb während eines Aufenthaltes in Budapest 1971.

      Peter Knell, der 1970 in Pasadena bei Los Angeles geboren wurde, studierte unter anderem an der Juilliard School in New York und an der Universität von Texas in Austin. Er komponiert neben autonomer Musik auch für den Film und wohnt in seiner Heimatstadt.

      Ernst Krenek, geboren 1900, stammte aus Wien und hatte ab 1927 einen sensationellen Erfolg mit seiner Oper Jonny spielt auf, die an etwa einhundert Theatern gespielt und später von der nationalsozialistischen Propaganda als „rasseschänderisch“ bezeichnet wurde. 1938 emigrierte er in die USA, erhielt 1945 die amerikanische Staatsbürgerschaft und wohnte von 1947 bis zu seinem Tode 1991 in dem Wüstenort Palm Springs bei Los Angeles. Durch viele verschiedene Lehrtätigkeiten hatte er großen Einfluss auf die nachfolgenden amerikanischen Komponistengenerationen.

      Sergej Rachmaninov, der 1873 in Semjonovo bei Novgorod geboren wurde, gastierte 1909 zum ersten Mal in den USA, nachdem er bereits europaweit ein berühmter Komponist, Pianist und Dirigent geworden war. Er emigirierte aus Russland nach der Revolution 1917, lebte in mehreren europäischen Staaten, aber auch in New York und ab 1942 in Beverly Hills, wo er ein Jahr später kurz nach seiner Einbürgerung starb. Rachmaninovs Werke waren nicht nur von größtem Einfluss auf die Filmmusik in Hollywood, sondern wurden auch häufig in Filmen zitiert, wiewohl der Komponist sich zeitlebens weigerte, fürs Kino zu schreiben.

      Arnold Schönberg (Arnold Schoenberg), 1874 in Wien geboren, wurde bald einer der einflussreichsten und am heftigsten umstrittenen Komponisten in ganz Europa. 1925 übernahm er eine Professur für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus diesem Amt vertragswidrig entlassen. Er setzte seine Lehrtätigkeit in Los Angeles an zwei Universitäten fort (University of Southern California und University of the City of Los Angeles) und starb dort 1951.

      Alex Shapiro, wurde 1962 in New York geboren, studierte dort an der Juilliard School und an der Manhattan School of Music und komponierte viel für den Film. Sie ist Vorsitzende der Komponistenvereinigung „The American Composers’ Forum of Los Angeles“ und lebt in Santa Barbara und in Malibu bei Los Angeles.

      Für Igor Stravinsky, geboren 1882 in Oranienbaum bei Sankt Petersburg, war eine Einladung zu den Charles-Eliot-Norton-Vorlesungen an der Harvard-Universität 1939 der Anlass, Europa zu verlassen. Im darauffolgenden Jahr ließ er sich in Los Angeles nieder, wo er als freischaffender Komponist und Dirigent lebte und von wo aus er viele Konzerttourneen um die ganze Welt startete. Er starb 1971 in New York.

      Der Komponist, Pianist und promovierte Jurist Aleksander Tansman (Alexandre Tansman), der 1897 in Lódz geboren wurde, begann seine internationale Karriere erst nach seiner Übersiedlung nach Paris 1920. Im selben Jahr, in dem er französischer Staatsbürger wurde, 1938, musste er Frankreich allerdings wieder verlassen und lebte von 1941 bis 1946 in Los Angeles. Danach kehrte er nach Paris zurück und publizierte unter anderem eine Monographie über den mit ihm befreundeten Igor Stravinsky; er starb in Paris 1986.

      Ernst Toch, 1887 in Wien geboren, war Komponist, Pianist und promovierter Musikwissenschaftler. Nach vierjähriger Lehrtätigkeit in Berlin emigrierte er 1933 nach London und ein Jahr später in die USA, wo er unter anderem – wie auch Henry Cowell und später John Cage – an der New Yorker New School for Social Research, einer Neugründung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, unterrichtete. 1940 wurde er amerikanischer Staatsbürger und starb 1964 in Los Angeles.

      Der gebürtige New Yorker John Williams, Jahrgang 1932, zog 1948 nach Los Angeles und studierte an der University of the City of Los Angeles bei dem italienischen Emigranten Mario Castelnuovo- Tedesco. Er ist einer der erfolgreichsten Hollywood-Komponisten und schrieb unter anderem die Musik zu allen Filmen von Steven Spielberg (z. B. Der weiße Hai, E.T. …).

      Der 1905 in Wien geborene Erich Zeisl (Eric Zeisl) war in seiner Heimat ein sehr bekannter Lied- und Operettenkomponist, der aber auch für sein Requiem concertante 1934 den Österreichischen Staatspreis erhielt. Er emigrierte zunächst nach Frankreich und 1939 in die USA, wo er als Filmkomponist weit weniger erfolgreich war. Er war Lehrer am City College von Los Angeles, wo er 1959 starb.

      Der Pianist und Dirigent Aleksandr Ziloti (Alexander Siloti), geboren 1863 in Charkiv, war Schüler von Pjotr Tschaikowskij und Franz Liszt und unterrichtete anschließend in Moskau, unter anderem seinen Cousin Sergej Rachmaninov. Nach neun Jahren Konzertreisen durch Europa und Nordamerika war er von 1901 bis 1903 Leiter der Moskauer Philharmoniker und gründete 1903 in Sankt Petersburg eine Konzertreihe für neue Musik, in der Gäste aus ganz Europa auftraten. 1918 emigrierte Ziloti zunächst nach England und ließ sich 1921 in New York nieder, wo er bis 1942 an der Juilliard School lehrte und 1945 starb.

      Martin Erdmann

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      CD 1
      • 1.Sergei Rachmaninoff (arr. by Alexander Siloti) Prelude G sharp minor op. 32 No. 1202:40
      • 2.J.S. Bach / Alexander Siloti Praeludium in B minor03:05
      • 3.Darius Milhaud Tabernacles01:39
      • 4.Ernst Krenek Echoes from Austria02:45
      • 5.Hermann Hupfeld (arr. by Noreen Grey Lienhard) As Time Goes By02:52
      • 6.Arnold Schönberg Klavierstück op. 11 Nr. 104:14
      • 7.Igor Stravinsky Tango03:08
      • 8.Ernst Toch Der Jongleur01:55
      • 9.Walter Jurmann / Bronislav Kaper Ninon02:40
      • 10.Erich Zeisl In the Factory01:19
      • 11.John Williams Schindler’s List02:45
      • 12.Peter KneIl Four Snapshots No. 101:59
      • 13.Peter Knell Four Snapshots No. 400:51
      • 14.Alexandre Tansman Cantilena06:21
      • 15.George Gershwin The Man I Love03:05
      • 16.Hanns Eisler Dritte Sonate 1. Satz03:53
      • 17.Alex Shapiro For my Father05:27
      • 18.Henry Cowell The Tides of Manaunaun04:50
      • 19.Charles Chaplin Smile01:56
      • 20.Harold Arlen (arr. by Edward Shanaphy) Somewhere04:50
      • 21.John Cage 4’33” (May 30, 2004, Villa Aurora, L.A.)04:33
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